Seit einem halben Jahr arbeite ich an dieser Kollektion, die mir wahrscheinlich noch viel, viel länger in der hintersten Ecke im Kopf herumspukt. Warum sonst dieses bizarre Thema, denkt man bei diesen weißen majestätischen Bären doch immer nur an Kälte und keineswegs an Frühling. Es sind die einzigen Wesen, die auf dem Eis jagen, und wenn das Eis schmilzt, das Leben im Frühjahr an Nord- und Südpol erwacht, die Blüten der Tundra in ihren leuchtend-kalten Farben erstrahlen, dann wird es für die Eisbären hart, der Robbenfang immer schwieriger und viele ringen mit dem Hungertod. Fragil ist das Gleichgewicht, und wir wissen oft zu wenig darüber, denken nur an die streichelnde warme Sonne und setzen Frühling gleich Frohsinn … dabei müssen wir uns vielmehr an die Komplexität des Lebens gewöhnen, herantasten, dem Fragilen eine behutsame Poesie abringen.
Die großen Stoffmessen als Trendsetter für die kommende Saison haben diese Unsicherheit zum Thema gemacht. Es muss uns nicht ängstigen, aber (!) die Vorsicht erfordert ein anderes Nachdenken über das, was wir tun und zum Ausdruck bringen. Ein plakativ winterliches Thema wird in den Sommer verlegt mit all seiner Farbenpracht und führt damit unweigerlich in die Vieldeutigkeit.
Als ich im letzten September mit Toska (19) in Paris auf der Premier Vision die Farbpalette sah, fühlte ich mich sofort bestätigt: Bunte kalte Farben: bläuliches violet, kaltes Grau-türkis, eisiges Hellblau, dazu die erdigen und leuchtenden Tundra Farben und das frische Grün, das um seine kurze arktische Frühlings-Dauer weiß.
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