Wir Organisatorinnen dieses außergewöhnlichen Vortragsabend über „Lust kann man lernen“ standen die letzten Tage im Kreuzfeuer der Diskussionen: Eine Sexologin, die über Sinnlichkeit, Verlagen, Begehren und ihre Erlernbarkeit referieren will – passt das in den Kontext eines Concept Stores? Selbst meine Tochter Toska (19) meldete sich aus Berlin mit kritischem Unterton à la „Mami, was hast Du da wieder geplant?!“ Anrufer wünschten mehrdeutig ‚Mut für diesen Abend‘ und erwähnten, dass wir uns da wohl so einiges vorgenommen hätte… 19.00 Uhr, das Feuer prasselte, der Wein gekühlt und die Damen (inkl. zwei Herren) strömten herein, um auf der Menagerie von Sofa, Sesseln und Stühlen neugierig Platz zu nehmen. Fesselnd und kompetent erzählte Katrin Hinrichs von ihren Erfahrungen als Therapeutin, wie Kopf, Körper, Umfeld und Stimulation zusammenwirken, wie unterschiedlich Mann und Frau funktionieren und wie steinig manchmal der Weg zu einem gegenseitigen lustvollen Verständnis ist. Es geht um ein Sich-Wohlfühlen und Sich-Entdecken, das gilt sowohl für das Innere wie das Äußere. Sich selbst kennenlernen, Selbstbewusstsein mit Selbstwertgefühl ergänzen. Interessanter Weise begegnet mir das oft in der Welt der Mode und der Abend zeigte sehr deutlich, wie eng die Bereiche miteinander verwoben sind. Es geht nicht um die sexy Klamotte, sondern um die Unterstützung der Individualität und das Schmeicheln des Outfits. Es geht nicht um den perfekten Körper, sondern um den langsamen (Wieder-) Aufbau von Begehrlichkeit und Verlangen …

Sex kann man lernenKatrin Hinrichs fand mit über 40 Jahren ihre Bestimmung. Die gelernte BWLerin startet 2010 mit ihrem Studium zur Heilpraktikerin der Psychologie, gefolgt von einer Weiter­bildung in klinischer Sexologie zur Sexualtherapeutin beim Schweizer Institut Sexocorporel. Aktuell belegt sie an der Hochschule Merseburg den neuen, berufsbegleitenden Masterstudiengang Master of Arts Sexologie. Sie besitzt eine Praxis in Hamburg-Eppendorf.

Lust kann man lernen