Fotos sind eine Form der Selbstbefragung. Zumal wenn es ein Geburtstagsfoto ist in ähnlicher Pose, Jahr für Jahr am Meer. Bin ich älter geworden (klar), habe ich mehr Falten (hhm)? Hat sich mein Ausdruck verändert? Und wenn ja, in welche Richtung? Spiegelt sich die innere Wandlung im Äußeren wider und andersherum? Mag ich mich? Und wohin mögen mich neue Erkenntnisse führen? What’s another year?

Heute ist mein Geburtstag. Vorvorgestern der meiner Tochter Toska und übermorgen der von Freundin Karen. Jeder kennt bestimmt jemanden, der auch gerade seinen Ehrentag feiert oder plant. Die Krebsgeborenen, vom Sommer geküsst, mondgesteuert im Rhythmus von Ebbe und Flut.

Der letzte 8. Juli fühlt sich wie gestern an und doch ist so viel passiert. „Mann-o-Mann“ würde man hier im Norden sagen, da war wirklich was los. Weltpolitisch ging es erdrutschartig bergab. Die Lichtblicke dazwischen muss man mikroskopisch suchen. Aber es gibt sie. Anlass zum Nachdenken.

Privat gab es auch jede Menge vor allem unterschwellige Veränderung. Empfindsamer will das Miteinander sein, nicht mehr so getrieben von höher, schneller, weiter. Ich riskiere mehr, indem ich mehr von mir zeige, deutlicher zum Ausdruck bringe, was mich bewegt und was mir wichtig ist. Eine neue Ernsthaftigkeit mischt sich zwischen das Lachen und damit auch eine neue Ehrlichkeit. Das erfordert Mut, finde ich, es irritiert viele, und manch eine(n) verliert man aus seinem Umfeld. Jedoch (!), und das ist das Tolle, man gewinnt andere hinzu. Was für eine Bereicherung!

Verschwunden sind die schusseligen Glückwünsche von „bleib-so-wie-du-bist“! Nein, will ich nicht, ich verändere mich, ständig. Und das fühlt sich jung und überschwänglich an. Eine kleine Revolution ist im Gange. Wer weiß, wohin die Reise hinführen wird mit der „Leichtigkeit in düsteren Zeiten“, wie die Freundin Katrin Sachse und ich gerade unseren Talk am 12. August hier im Kapitänshaus betitelt haben.

Als ich heute Morgen an den Strand ging, goß es wie aus Kübeln, und ich war nass bis auf die Haut. Ich liebe das, ein Geschenk vom Himmel, Regenbogen inklusive.

Und dann kam die Sonne wieder heraus, typisch Sylt. Geschwind zog ich ein ähnliches Outfit an wie 2021 zum Sechzigsten. Auch der Blumenreif aus der Ukraine musste sein. Ob sich das gleiche Lachen wiederfindet? Ich bin ich! Diesmal ganz ohne Geburtstags-Alter-Ego.

Geburtstagsfotos 2025 oben, unten 2021

Für die neuen Leser*innen im Blog: Ich war schon Jean de La Fontaine, Artemisia Gentileschi oder John Pemberton, der die Coco Cola erfand. Allesamt geboren an einem 8. Juli. Für einen Tag schlüpfte ich ihn ihre Rolle, um abzulenken von mir. Diesmal hatte ich es vergessen oder fast vergessen, es war wohl nicht mehr wichtig.

Geburtstagsfoto 2022

Feiern tue ich am Samstag, den 12. Juli zusammen mit meinen Töchter und Karen Michels. Ab ca. 17:30/18:00 gibt es einen Talk zwischen der Kunsthistorikerin und Toska. Preview ihrer Berliner Ausstellung, die hier Freitag installiert wird. Ich freu mich auf Euch!