Wie oft habe ich das Motiv schon verwendet: Wer einem Stern folgt, der kehrt nicht um. „Non si volta chi a stella è fisso“, schrieb Leonardo da Vinci. Das erste Mal habe ich diesen Satz zusammen mit meiner Kopernikus Kollektion 2019 verwendet: unbeirrbar seinen Weg gehen, sich gegen das Wissen der Welt stemmen, die Sonne anhalten und die Erde in Bewegung setzen. Nun höre ich ihn wieder, ähnlich, diesmal verbunden mit den Drei Heiligen Königen, die dem Stern über Bethlehem folgen.

Wie schon in der Sylvesternacht schlägt auch am 6. Januar der Sturm an die hohen Fenster von St. Severin in Keitum. Diesmal sitzen allerdings nur wenige Besucher*innen in den Reihen. Die Pastorin begrüßt sie einzeln: Und wo kommen Sie her? Und Sie, und Sie? Zwei kamen von weit aus Louisiana, USA, die anderen haben sich wie wir gegen den Wind gestemmt, leben auf der Insel.

Ich bin keine eifrige Kirchgängerin, Nicole und Bernard aus Frankfurt haben mich mitgenommen. Nun sitze ich jedoch schon des zweite Mal innerhalb kurzer Zeit in der vordersten Reihe, und es fühlt sich beinahe wie ein erweitertes Zuhause an, warm und schummerig das Licht. Ein „sicherer Ort“, notierte ich am Neujahrstag und höre ich es erneut soeben von Susanne Zingel: „ein sicherer Ort“.

Sich an einen Stern hängen hatte ich über die Jahre ausschließlich weltlich interpretiert. Dabei niemals an den biblischen Stern gedacht, nicht an die Sterne, die man bei der Geburt eines Königs am Himmel deutete, nicht an die Weisen und Sterndeuter aus Mesopotamien, dem Zweistromland. Auch dazu gab es einmal eine Kollektion von mir, über das Haus der Weisheit, „Arabeske und persische Garten“.

Während Alexander Ivanov an der Orgel spielt, schaue ich die Sternzeichen über mir an der Decke, höre der Sturm, den die dicken Mauern abhalten. Alles erzählt. Die Rau(h)nächste sind vorbei, der 12. Weihnachtstag ist gefeiert. Dicke Wolken verhängen den Himmel. Die Tannenzweige vom Weihnachtsbaum werden nachher die Hortensien und den Olivenbaum bedecken.

Und Bertolt Brecht? Auch ihn erwähnt die Pastorin von St. Severin. Ich beginne ihre vielfältigen Verweise zu lieben, sie lassen mich gedanklich schlendern. Er schrieb, dass doch alles eins wäre, die Hirten, die Weisen, die Könige, die kamen mit ihren Geschenken, den einfachen und schlichten, den teuren und edlen. Wer sein Herz an einen Stern hängt … – Wohin er uns in diesem Jahr wohl führen wird?

PS: Notiert Euch schon mal den 14. Januar als ersten IT’S A DIENSTAG Salon im neuen Jahr. Wer mein Gast ist, bleibt noch eine Überraschung, denn Norma musste absagen. Zauber, zauber, ich lass mal die Sterne entscheiden.