… der Tag 48 Stunden hätte? Jede Sekunde würde doppelt zählen, jede Minute sich ausdehnen um eine weitere. Würde ich dann endlich mein Pensum schaffen, wäre das angekündigte Buch gelesen, das andere geschrieben, die Kollektion fertig, die Adminstration erledigt? Und was wäre mit dem süßen Schlaf, in dem die Träume mir Geschichten erzählen? Würden wir überhaupt noch schlafen oder mit einer Wach-Pille die Sequenzen des Nicht-wach-sein einfach eliminieren?
Würde ich ein wenig länger den Mond betrachten, als eilig zum Bus zu laufen? – Ich stell mir das gerade mal so vor, während ich hier am Schreibtisch sitze und meine Finger über die Tasten klimpern. Was würden 48 Stunden mehr bringen als 24, die ich fahrlässig immer wieder relativ inhaltslos vorbeistreichen lasse?
Neben mir der Zettel mit der Notiz „Knöpfe“. Ich muss dringend die Bestellung korrigieren. Auf der anderen Seite das Buch von Annie Ernaux Erinnerungen eines Mädchens, über das wir heute im Tempel sprechen. Erst ein paar Seiten habe ich gelesen.
Gestern war so ein schöner Abend zusammen mit Freund*innen, ein wenig zu viel Wein. Heute morgen saß ich mit meinem Espresso-Zitrone-Salz Notfall-Shot vor dem Computer … wieder so ein Moment, der auch in seiner Doppelung nicht „effektiver“ geworden wäre.
Wie schreibt die diesjährige Nobelpreisträgerin, die ich letztens im Café in Paris mir gegenüber sitzend sah: „Die Zeit vor mir wird kürzer. Irgendwann wird es ein letztes Buch geben, so wie es einen letzten Geliebten gibt und einen letzten Frühling, aber vorher deutet nichts darauf hin. Der Gedanke, ich könnte sterben, ohne … „
Ich streiche meine Überlegungen zu einem 48-Stunden Tag, stattdessen fülle ich die Hälfte von dem Jetzigen mit „Leer“-Zeit und mit „Voll“-Zeit, verbiete mir das Wort „effektiv“ und überlege mir, worum es eigentlich geht.
Soll ich einfach mal banal schreiben: I love Pink!? So als gäbe es kurz mal nichts Wichtigeres, so wie Pediküre und Haare föhnen oder sich am Vormittag in die Ecke verkrümeln, um ein Buch zu lesen, an einem ganz „normalen“ 24-Stunden-Gammel-Freitag?
Heute ist wieder „Bridget’s Friday“ ab 16.00 Uhr oben im Tempel von 1844. Wer Lust hat kommt vorbei und dann lümmeln wir uns zusammen in eine Ecke und sprechen über uns Mädchen von damals, die wir zu Büchern machen sollten.
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