Gestern hatten wir erneut eine Lesung zu unserem CHILDHOOD Buch. Gut gelaunt mischten sich die Gäste in der „guten Stube“ mit einem Gefühl von Neujahrsempfang. Dazu gab’s den Glühwein, die letzten Keksen von Weihnachten, Brot und Kräuterbutter. Der Kerzen am liebevoll vertrockneten Tannenbaum blieben aus. Manche Freunde kamen sogar ein zweites Mal und meinten, nun immer dabei sein zu wollen, da sich die Erzählungen ständig wandeln mit neuen Impulsen, über die eigene Kindheit nachzudenken.

Diesmal las Christine von den Prägungen, und ich, wie mich die Suche nach Schönheit geprägt hat: „Ich nehme Dinge in die Hand, streiche mit den Fingern über Oberflächen, taste mit den Augen entlang der Linien von Formen und Silhouetten. Es sind kleine sinnliche Erlebnisse. (…) Meine nie schlafende Aufmerksamkeit für alles um mich herum besitzt ihren Ursprung in meiner Kindheit.“

Ob ich meine Idee von Schönheit an meine Tochter weitergereicht habe, frage ich mich insgeheim: „… die Wesen dort draußen, die leise riefen: schau hin, ich bin schön! Die Waldblümchen, die zwischen dem Dunkel der Bäume leuchteten, die Fliegenpilze, grellrot mit weißen Punkten … die Margueriten, wie sie ihre Blüten auf den dünnen Stengeln balancierten.“

Toska schenkte mir zu Weihnachten eines ihrer ersten Objekte, ein Blumenstrauß aus Ästen mit Drahtumwickelungen und Blüten aus Knoblauchblättern. Fragil und gleichzeitig selbstbewusst zugleich. Die Drähte recken, strecken und kringeln sich fröhlich zu den Seiten. Sie erinnern mich entfernt an die kindliche Poesie eines Paul Klees.

Als Künstlerin mischt sie die Materialien, die auf dem schnellen Blick einzig der Natur zugehörig scheinen. Aber beim genauen Hinsehen verwirrt es sich, um zu einem Produkt ihrer Fantasie zu werden. Selbst die Schatten an der Wand gehören dazu.

Wie befreiend, wenn man zwischen diesen Welten hin-und-hergleiten kann, und nicht mehr trennen muss, worüber sich einst Kant und Hegel heftig stritten, ob die Natur oder die Kunst das einzig Schöne hervorbringt.

Für ihre Ausstellung in Berlin wird es bald einen Termin geben. Das Buch mit meinem „Wumms“ (O-Ton Christine) über das, was für mich als Kind schön war, gibt es jetzt schon zu lesen, und darin steht auch, was ich hässlich fand!