Schön ist, dass Ihr mich vermisst, wenn einmal kein Blog-Beitrag kommt. Schön ist dieser erste Morgen im Frühling, wenn der Tag so lang ist wie die Nacht, die Dunkelheit langsam dem Licht weicht. Schön ist, wenn ein Baby auf die Welt kommt. Alles Liebe an Euch, Bigi und Dirk, an die junge Mutter und die kleine Marlene. Schön ist, mit der Hand über eine vollendete Form zu streichen: das Teeservice von Ludwig König (1891 –1974) aus den Zwanziger Jahren.
Es besteht aus je sechs Tellern, Tassen und Untertassen, einer Kanne, einem Milchkännchen und einer Zuckerdose. Markelos hat es die Zeit überstanden, als hätte es keinen Weltkrieg geben, keine Nachkriegswirren. Selbst das Wirtschaftswunder der sechziger Jahre, das alles Schöne vorschnell entsorgte für neu, praktisch, hässlich, hat ihm nichts angetan. So steht es hier, als hätte es gerade die Manufaktur von hundert Jahren verlassen.
Man spürt in dem Entwurf die Nähe zum Bauhaus, das schon 1923 die Keramikabteilung aufgab zugunsten der industriellen Fertigung. Künstler wie Ludwig König, der von 1922 – 1929 an der Karlruher Majolika-Manufaktur arbeitete und lehrte, übernahmen und vervollkommeten die alte Tradition des Töpferhandwerks.
Japan stand Pate mit den klaren Formen, dem matten Schwarz und Gold der Glasur. Harmonisch ausbalanciert liegen Tasse, Kanne und Kännchen in der Hand. Der Deckel der Dose schließt geräuschlos ohne ein kleinstes Wackeln. Die handgefertigten Teile werden zu Stellvertretern einer leisen Kunst von subtiler Präzision.
Ihre schlichte Form hat sanft und doch radikal mit der Vergangenheit des 19. Jahrhunderts gebrochen, hat sich verabschiedet vom Ornament des Jugendstils, um seine Ästhetik in dem Weniger zu finden, das so viel mehr ist.
Beinahe ist es ein Zufall, dass ich die Fotos auf dem Seidenstoff mit den großen Muscheln mache. Er lag auf dem Tisch für den Zuschnitt. Ganz selbstverständlich wurde daraus ein Spiel der unterschiedlichen Sprachen, von Dekor und Objekt, von Oberflächen, Muscheln und Ton, Inhalt und Form. So etwas hat auch mit Schönheit zu tun.
Das Service von Ludwig König gehört in die Sammlung eines Museums oder in die Hände jener, die an einem Tag wie dem Heutigen es in die Hand nehmen, ihren Tee trinken und das Leben feiern, weil es die schönen Objekte braucht.
Ludwig König, Teeservice Karlsruher Majolika, 1920er Jahre, für 6 Personen mit Tellern, Tassen, Untertassen, Teekanne, Milchkännchen, Zuckerdose (21-teilig), € 3.500.
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