Viele denken, dass ich eine Menge weiß, und vielleicht tue ich das auch, aber nur, weil ich Menschen um mich herum habe, die noch mehr wissen als ich und mir ständig zuflüstern, wovon ich zuvor noch nichts gehört habe. Heute war es die Kleine Fabel von Franz Kafka, die eine Parabel ist, 1920 entstand, aber erst postum von seinem Freund Max Brod 1931 veröffentlicht wurde.

Das Wort „Parabel“ kommt aus dem altgriechischen und ist eine Art Gleichnis für menschliche und ethische Fragen, die durch den bildhaften Vergleich leichter zu begreifen sind, als wenn wir uns in der realen Welt damit auseinandersetzen.

Wir gingen am Meer spazieren und sprachen über die Menschen, die verbohrt und hartherzig auf ihren Grundsätzen beharren, anstatt das Leben in seiner Vielfalt zu begreifen und zu umarmen. Während wir gegen den eisigen Wind liefen, beobachtete ich die beiden Hunde, wie sie frei und unbedarft am Stand entlangtrollten. Ich fragte meine Begleitung, ob sich solche Menschen wandeln könnten, wenn sie einmal in die Sackgasse gelaufen sind. Es kam mir schwierig vor. Spontan fiel ihr Franz Kafka ein und die Maus, die vor der Katze floh.

Abb: Zeichnung Franz Kafka.

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

Paul Dresler, Keramik Hase, Ente, Hund, 1930 (€ 150 – 200)

Eine schönen Sonntag wünsche ich Euch mit und ohne Mäusen. Vielleicht mit einem Kater, der der Maus erzählt, wie sie sich retten kann ohne gleich gefressen zu werden (es muss doch einen Ausweg geben), und mit ein paar Gedanken, die unseren Blick verändern, um die Welt wieder weit statt eng zu empfinden.

(PS: Freue mich jetzt schon auf die Gespräche über das Schicksal der Maus.)