„Zwei Frauen im Gespräch“, so könnte man es bezeichnen, wofür Madame La Petite und ich uns am Strand von Sylt regelmäßig verabreden. Sie die umfassend humanistisch Gebildete, Pathologin, Professorin, Expertin für Global Health …. Daneben ich, wie Ihr mich kennt. Ein knappes „Moin“, dann fallen die Themen wie vom Himmel, die eine stupst an, die andere setzt fort. Ihr T-Shirt heute, rein zufällig: „Voltaire hat Schuld!“ Woran? … dass wir annäherungsweise denken, um zu sprechen?
Selten habe ich so viel Spaß am geistigen Pingpong wie mit ihr. Die Hunde laufen vor, laufen zurück. Ja, hatten wir überhaupt Hunde dabei? Wir sind hochkonzentriert, versunken in Gedankenschlaufen und vergessen beinahe alles um uns herum. Links das Meer, rechts die Dünen. Irgendwann ziehen wir uns kurz aus und springen in das eiskalte Nass. Die Unterhaltung verebbt für ein paar Minuten, nur um anschließend den halbfertigen Satz zu beenden, während wir wieder in Jeans und Pullover schlüpfen.
Wie immer geht es um das Kleine und Große, wie man Brücken bauen kann vom intellektuellen Rand in die gesellschaftliche Mitte. Warum sie das Wort „Krise“ nicht verwenden will, da es Krisen schon immer gab, überall auf der Welt. Nur dass wir immer vorgaben, sie würden uns nicht erreichten, ergänze ich. Corona machte den großen Unterschied. Die ständige Bewusstmachung ist neu, so sie.
Wir sitzen mitterweile im Strandkorb, vor uns die Sonne, die langsam untergeht. Wie war das noch mit Voltaire (1694 – 1778)? Er prägte ein ganzes Jahrhundert, gilt als Vorbereiter der Französischen Revolution. Ich spreche über „Candide“ und meine Lieblings-letzte-Seite, mit dem Garten und so …
Wir stellen uns beide vor, der große Philosoph der Aufklärung würde uns einladen zu einer Unterhaltung. Hilfe! Er würde uns mit seinem bissigen Humor, seiner Bildung und seinem bitzschnellen Geist in den Boden stampfen. Aber ein wenig geht der Puls bei der Vorstellung doch in die Höhe. Wir hätten unseren Meister gefunden, den Maître Arouet (bürgerlicher Name von Voltaire), wie er Wahrheiten seziert und Kleingeistiges anprangert.
„Zweifel ist kein angenehmer geistiger Zustand, doch Gewissheit ist ein lächerlicher.“ (Voltaire)
Madame La Petite spricht von „Unsicherheit“, während sie aus der Erinnerung zitiert. Das Wort „Gewissheit“ hat sie durch „Sicherheit“ ersetzt. Ich recherchiere später und korrigiere, der Sinn bleibt jedoch erhalten. Und damit schicke ich Euch in die Pfingsten.
Das T-Shirt DENKEN HILFT gibt es ab Dienstag bei uns in der Poolstrasse 30 zukaufen. Ebenso EMPATHIE (diesmal mit dem rosafarbenen „E“). Nicht vergessen: „It’s a Dienstag“! (ca. 17:30 – 20:00 Uhr). Wir spenden von jedem Roma e Toska Einkauf € 50,00 an die Nothilfe Ukraine.
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