Als ich meinen Mann kennenlernte vor vielen vielen Jahren, bekam ich von ihm eine Vase geschenkt statt Blumen. Ein wenig irritiert stellte ich sie zur Seite, dachte an die vermissten Blumen. Dann ein nächstes Treffen, wieder eine Vase, und so setzte es sich fort … sicherlich waren auch mehrere von Wilhelm Wagenfeld (1900 – 1990) dabei.
Wilhelm Wagenfeld, Vasen für WMF, 1961
Mein Blick musste sich sowohl an die fehlenden Sträuße gewöhnen, wie auch an die Ästhetik, die mir in dieser Schlichtheit nicht vertraut war. „Reduced to the max“ könnte man es nennen, mit einer Schönheit, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Hat man es einmal erkannt, will man es nie wieder missen.
Wilhelm Wagenfeld, Butterdose für WMF, 1952
Und so wird daraus heute meine Valentinsgeschichte, denn Montag ist Valentinstag. Alle denken an Blumen und an rosa-rote Herzen. Aber warum geht es eigentlich? Was feiern wir denn? Das Herz ist gedacht für den oder die, die wir lieben oder liebhaben, soviel habe ich auch verstanden.
Wilhelm Wagenfeld, Konfektdose, Geblasenes Glas, 1962
Und dann essen wir es auf, das rot eingewickelte Schokoherz, oder heften das Herzkärtchen an die Pinwand oder legen es neben uns auf den Schreibtisch. Wie lieb! Ich möchte aber ein „Herz“, das meinen Alltag verschönert, das ich in die Hand nehmen kann, über das nachlässig meine Finger gleiten mit Gedanken, wie besonders das tägliche Leben miteinander sein kann.
Wilhelm Wagenfeld, Max und Moritz Salz- und Pfefferstreuer, 1952/54
Mein „Herz“ ist die Butterdose von Wilhelm Wagenfeld, die besagte kleine Vase ohne Blumen oder die Max und Moritz Salzstreuer. Sie halten kurz mal den bunten Überfluß an und machen aus einem Moment einen schönen Moment.
Vor ein paar Tagen spazierte ich durch das Wagenfeld Haus in Bremen, und es kam mir vor, als wäre ich bei uns daheim mit all den stillen Freunden um mich herum, die Eierbecher und Schalen, der Cromagan-Becher, aus dem schon Roma als kleines Kind trank, und vieles mehr.
Wilhelm Wagenfeld, Becher, Cromagan, Württembergische Metallfabrik, 1953/54
Die Ausstellung Wilhelm Wagenfeld A bis Z geht noch das ganze Jahr mit ganz persönlichen Geschichten von Menschen und ihren Gegenständen des berühmten Industriedesigners.
Wilhelm Wagenfeld, Teeservice, 1930er Jahre. Ausgestellt Roma e Toska, Alte Dorfstrasse 2 Kampen.
Toska wünscht sich die Butterdose und ich mal wieder eine Vase ohne Blumen. Und wer ähnliche Wünsche hegt, der besucht uns in Kampen auf Sylt oder in der Poolstrasse 30 in Hamburg. Dort stehen sie bereit, die etwas anderen „Herzen“, für Valentinstag und all die „Tag-täglich“ danach.
Wilhelm Wagenfeld, diverse Objekte, Roma e Toska, Poolstrasse 30, Hamburg-Neustadt
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