Es wird mal wieder Zeit für eine kleine Filmkritik: „Judy“, gemeint ist Judy Garland, gespielt von Renée Zellweger, seit Anfang des Jahres in den deutschen Kinos. Wer erinnert sich nicht an die legendäre Diva, die schon als kleines Kind auf der Bühne stand und mit 16 Jahren berühmt wurde als Dorothy in „The Wizzard of Oz“.

Der Film, der sich vor allem auf Ausschnitte aus dem Leben der jungen Garland und dem letzten Konzertzyklus in London konzentriert, zeigt einen Star in der Maschinerie des Showbusiness, wie alles in ihr zum Rampenlicht drängt, sie keine Ruhe findet, schlaflos, rastlos, haltlos. Türen öffnen sich nur scheinbar und die Ausweglosigkeit der Situation nur wenige Monate vor ihrem Tod 1969 mit nur 47 Jahren wird immer deutlicher und zieht uns Zuschauer mit hinein in eine unaufhaltsame Abwärtsspirale.

Renée Zellweger ist überragend als Judy. Sie trägt den Film in der Totalen, Halbtotalen und immer wieder im Close up unter den brüchigen Schichten des Make ups und der falschen Wimpern. Sie spielt zwei Frauen: Judy Garland und sich selbst. Das ist das verblüffende dabei, sie ist auch Renée Zellweger als Schauspielerin, die um den Druck zu performen und um die Verzweiflung und Leere zwischen den Auftritten weiß. Wenn sie im Interview als Judy sagt, dass sie nur eine Stunde am Tag Judy Garland ist und ansonsten eine normale Frau, dann ahnt man, wie schwer es auch ihr fällt, die Normalität außerhalb der Filmindustrie zu finden.

Als der Abspann läuft nach 118 Minuten ist es still im Kino, man hört hier und dann ein leises Schluchzen. Wir stehen auf, die Freundin und ich, schwerfällig, energielos, dabei sind wir so zwitschernd in den Samstag Abend gegangen. Wenig später sitzen wir immer noch wie erschlagen über einem Teller Suppe und einem Glas Wein. Was ist nur passiert mit uns, dass uns der Film so mitgenommen hat? Es ist die Zellweger, die Garland, zwei Frauen mit Ausnahmetalenten, die  das Scheinwerfer Licht brauchen und sich nach der Normalität sehnen. „Gut, dass wir so bieder sind“, sagt Cornelia. Sind wir bieder? Iirgendwo schon, auf jeden Fall sind die Amplituden unseres Lebens flacher. Mir fällt ein, was ein Kritiker zum Tod von Alexander McQueen sagte: Wir müssen auf die besonderen Menschen und die großen Talente in unser Mitte aufpassen.

„Judy“, 2019 erschienen. Hauptdarstellerin Renée Zellweger. Den Golden Globe als besten Darstellerin hat sie soeben verliehen bekommen. Ich denke, dass sie auch den Oscar erhalten wird. Unbedingt sehenswert, ihretwegen.