Wie relativ die Zeit ist, gibt mir meine Uhr täglich vor, nicht so, wie man denken könnte, mit einer präzisen Angabe von Stunden, Minuten und Sekunden, sondern sehr widerspenstig mit dem ihr eigenen Rhythmus, der nicht meinem entsprechen muss. In meiner Welt ist es gerade 08:39, die Uhr verkündet mir 06:48 Uhr, ob am Abend oder am Morgen bleibt für sie irrelevant.

Mal geht sie vor, mal geht sie nach, mal galoppiert sie in die Zukunft, mal möchte sie am liebsten stehen bleiben und tut es unangekündigt auch. Dieser Beitrag ist meiner Bulova Accutron gewidmet, denn sie passt gerade so perfekt zu mir und meinem Hin-und-Her zwischen gestern, heute und morgen.

Joseph Beuys besaß eine Bulova Accutron. Sie ist die erste elektronische Uhr und die USA (wo sie erfunden wurde) stahlen damit den Schweizern beinahe die Show. Meine ist von 1961, meinem Geburtsjahr. Sie wird mit einer Stimmgabel in Schwingungen gebracht und damit sind sie und ich, wir beide, nicht unbedingt energetisch kompatibel. Außerhalb meines Handgelenkes gibt sie sich mehr als anständig, gezähmt und zuverlässig. Eine Reparatur ist nicht nötig.

Mit Stolz trage ich mein bockiges Uhrwerk am Handgelenk. Es ist eine Referenz dafür, dass die Zeit relativ ist, dass man sich auf ihre Schönheit verlassen kann, aber nicht auf ihre Zuverlässigkeit. Die Dinge besitze ihr Eigenleben, und ab und an schwingen wir ein wenig harmonisch miteinander auf Augenhöhe. Dann sind wir zu spät, zu früh, zu hektisch, zu langsam. Bin ich richtig und die Uhr ist falsch? Alles eine Sache der Perspektive mit einer kleinen Geschichte über die Zeit.

Meine Töchter könnten nun seriös philosophisch übernehmen, während ich dilettiere. „Cogito Ergo Sum“, dank Descartes (1596 – 1650) habe ich wenigstens diese Gewissheit. Und nun bin ich so im Jetzt wie nur irgendwie! Der Umzug geht weiter … Die Zeit bleibt nicht stehen!