Notre Dame in Flammen! Es ist 21.26 Uhr gestern Abend, ich sitze immer noch in der MILCHSTRASSE 11 über der Administration, mein Mann schon auf der Insel, Roma zurück in Toulouse, da geht das Telefon, Toska aus Berlin: Mami, Notre Dame brennt! – Selbst, wenn ich diese Zeile am nächsten Morgen schreibe, wo man schon weiß, dass die „Struktur“ der Kathedrale gerettet ist, spüre ich immer noch den Stich im Herzen.
Ein Freud meiner Tochter hatte sie gerade angerufen, seine Mutter ist Französin, er weint. Roma meldet sich mit großer Bestürzung. Ich fühle mich flau, geschlagen: Notre Dame, dass ist doch ein Teil von uns, auch wenn wir nicht in Paris leben. Emmanuel Marcron hat es treffend zusammengefasst: „I am sad to see this part of us burn tonight.“
Es gehört zur Architektur-Geschichte, dass Kirchen brennen und wieder neu aufgebaut werden, dass sie auf alten Fundamenten oder gar Überresten aus der Antike errichtet werden. Im Kunstgeschichtsstudium musste ich mit den anderen Kommilitonen auf Exkursionen die Bauabschnitte bestimmen: romanisch, gotisch, andere gehörten wiederum ins 19. Jahrhundert, Decken waren zum Teil komplett in unserer Zeit rekonstruiert.
Der Große Brand von Hamburg, 1842, St. Petri Kirche.
Eine Kathedrale ist ein bauliches Puzzle aus „modischen“ Erneuerungen und (Re-) Konstruktionen nach Katastrophen. So wird auch Notre Dame wiedererstehen aus den Flammen. Der Abend gestern hat jedoch auf bestürzend schöne Weise gezeigt, wie tief in uns die Europäische Kultur, ihr Zusammenhalt und ihre Zuversicht verankert ist.
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