Wieder lese ich zwei Bücher auf einmal und gleichzeitig hängen meine Gedanken ein wenig bei dem Jubiläum Zwanzig Jahre Roma e Toska. Aber vielleicht gehören die Dinge ja irgendwie zusammen: Die eigenwillige“exquisite“ Marianne aus „Normal People“ von Sally Rooney und das „Secular Faith“ von Martin Häggelund, dem Professor für „Comparative Literature and Humanities“ an der Yale University, USA.
Gestern habe ich angefangen, in letzterem zu lesen. Erst wollte ich es nur aus Langeweile überfliegen, doch schon bei den ersten Seiten verhake ich mich. Eindringlich mit wenigen Sätzen schildert der Autor seine Herkunft, das Haus der Großeltern und der Eltern in Schweden an der Ostsee mit dem Garten, der mittlerweile weit vorgerückt ist, wo früher das Wasser den sandigen Grund überspühlte. Er stellt sich in einen historischen Kontext und gleichzeitig schreibt er von der Endlichkeit.
Roma e Toska Flagship Store, Alte Dorfstrasse 2, Kampen auf Sylt.
Nun wird es spannend: „To be finite means primarily two things: to be dependent on others and to live in relation to death.“
Eigentlich müsste ich das Geschäft schon schließen, es ist spät geworden, die Hunde warten auf den abendlichen Spaziergang, aber ich lese weiter. Hier wird eine Position ausgebreitet, die mir vertraut ist: Was fangen wir mit unserem Leben an, wenn die Zeit dafür limitiert ist, „a question that is at issue in everything I do“, so Häggelund. Er nennt es „secular faith“, weltliches Schicksal.
Die Anfänge von Roma e Toska before Roma e Toska. Februar 2001.
Und so war ich vierzig, verheiratet, zwei kleine Töchter und mal wieder genau dort angekommen, worum es in dem Buch geht, dem Alltag eine neue Wendung geben. Der Anfang von Roma e Toska, das Jubiläum hätte damit schon vor Monaten stattfinden müssen. Nun bin ich sechzig und habe immer noch nicht aufgehört mit diesem Gefrage!
Geburtstagsfoto im Juli 2021.
Mehr davon bestimmt in den nächsten Wochen … Zwei Bücher, die man unbedingt lesen sollte: Sally Rooney gibt es auch auf deutsch: „Normale Menschen“, Oktober 2020. „This Life“ ist bislang nur auf englisch erschienen, 2019.
Vorangestellt hat Martin Häggelund ein Zitat aus Emily Brontee „Wuthering Heiths:
„If I were in heaven, Nelly, I should be extremely miserable. …I dreamt, once, that I was there. … Heaven did not seem to be my home; and I broke my heart with weeping to come back to earth; and the angles were so angry that they flung me out, into the middle of the heath on the top of Wuthering Heights, where I woke sobbing for joy.“
Was auch immer kommt, wir müssen es hinbekommen, dieses Leben. Wir haben kein anderes! Oder wie Häggelund es noch viel schöner formuliert: „… I must run the risk …“ (Das passende T-Shirt haben wir dazu, merkwürdiger Weise ein Ladenhüter.)
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