Gibt es nicht immer diesen berühmten Satz: Wo warst Du als …? …der erste Mann den Mond betrat… Kennedy ermordet wurde…, die Mauer fiel…, das Flugzeug in die Twin Towers flog …? Und wo waren wir gestern, am 20. September 2019? Wir sind auf die Straße gegangen mit unseren Plakaten, haben uns den Kids und Jugendlichen angeschlossen, die für den Klimawandel ihre Banner hochhielten. Wir waren drei von mehr als 70.000 in Hamburg: Carmen, Christian und ich. Fühlte sich richtig an.
Wie schön, so beisammen zu stehen, friedlich, neugierig, offen, wie eine große Familie, die sich zum Protest entschlossen hat. Es singt Henning May, nie gehört, aber alle um mich herum singen mit. Finde ihn auf YouTube: „Hurra die Welt geht unter“, über 50(!) Millionen mal angeklickt.
Und überall die jungen Gesichter, die ihr Leben noch vor sich haben und die ihre Zukunft nicht den Alten, Gesättigten überlassen wollen, die endlos über Klimaziele debattieren, die das Jahr 2030 oder gar 2050 betreffen, wenn diese Kindergesichter längst keine Kindergesichter mehr sind. Wie wird ihre Zukunft dann aussehen? Sie singen, sie brüllen, sie lachen dabei, ob sie sich das Ausmaß vorstellen können, von dem, was sie da skandieren?!
Für den Abend haben wir den Abenteurer Christian Rommel eingeladen, der so viele Länder bereiste unter z.T. extremen Bedingungen hin zu fremden Völkern, die eng mit der Natur verbunden sind. Sie sind die ersten, die unter dem Wandel leiden bis hin zur kompletten Vernichtung ihres Lebensraumes.
Seinen Vortrag hält er ohne Spickzettel, ohne Bilder. Alle lauschen seinen Erzählungen von Peking und der großen Leinwand mit der aufgehenden Sonne, da man die echte vor lauter Smog nicht mehr sehen kann, von dem Regenwald in Borneo, den er mit 26 Jahren durchwanderte, und den es nicht mehr gibt, zuerst von den Holzhändler dezimiert und dann durch die Palmöl Monokulturen vernichtet. Er schildert seine Reise nach Tuvalu, dem kleine Land im Pazifik, das als erstes von der Weltkarte verschwindet und gleichzeitig verschweigt er nicht, wie sich hoffnungsvoll das so gut wie ausgestorbene putzige Jackson Dreihorn Chamäleon im Ruwenzori Nationalmarkt von Uganda wieder vermehrt. Wir können etwas tun. „In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die Du nicht getan hast, als über die Dinge, die Du getan hast.“ (Mark Twain)
Dabei lerne ich einen neuen Begriff „Earth Overshoot Day“, der war am 29. Juli 2019. Mit dem Tag kann die Entnahme von natürlichen Ressourcen durch den Menschen nicht mehr durch das Ökosystem regeneriert werden. Die Luftverschmutzung lässt sich durch Wälder und Ozeane in diesem Jahr nicht mehr kompensieren. Von da ab leben wir für auf Pump mit der Natur. Wir bräuchten nicht nur einen Planet Erde, sondern 1,75 Planeten Erde, um unsere Lebensweise zu balancieren. Haben wir aber nicht.
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