NEWS TICKER: Das Friesenhaus von 1690 in der Alten Dorfstrasse 2 in Kampen auf Sylt ist der erste selbstorganisierte Laden der Welt, wenn es um High-Fashion und Roma e Toska geht. Die weiterreisten, gebildeten Individual-Kundinnen des Hamburger Labels verstehen sich darauf, sich gegenseitig zu beraten, zu informieren und dann mit der unbändigen Kraft des selbstbestimmten Lebens ihre Entscheidungen zu treffen, ob es nun Rock, Blazer, Shirt, Bluse oder Schmuck betrifft. Hier ist die Kundin der Souverän!
Nein, dieses ist keineswegs eine Sciencefiction Beschreibung von dem Shopping der Zukunft. So geht es im Jetzt-und-Hier bei uns zu, wenn die Freundinnen wie zufällig alle gemeinsam im Geschäft eintreffen und einfach mal das Verkaufen übernehmen. Die eine ist wohl informiert, dass die Holland-Blusen heute mit UPS eintreffen werden, die andere kennt Preise und Materialzusammensetzung, wie die Teile die Wäsche überstehen und die Enge des Reisekoffers überleben.
Grün ist das neu Blau ist, natürlich weiß man das, man kann ja schließlich lesen und durch den Blog surfen. Passform, Rocklängen … der kritische Blick untereinander ist ehrlicher als der Spiegel an der Wand. Das kannst Du tragen, das brauchst Du nicht, das sollte noch dazu … Das Motiv von „Zuviel Wasser“ wird dekodiert in die nordeuropäische Landschaftsmalerei, die „Savanne“ wird per Google definiert und weltweit lokalisiert.
Und die Gräfin, Kunsthistorikerin, Lebensphilosophin und ganz nebenbei auch die Designerin von all dem Zeugs hier im Geschäft, kurzum: Ich. – Ja, die darf zugucken und insgeheim die Fäden ziehen, damit auch wirklich das Sacklein geschnürt wird und die Kundin und die Per-Du-Freundin mit den richtigen Dingen davonzieht. Achtung: Der Blazer wurde schon vor Monaten gekauft, mit dem ist die Käuferin angekommen, der steht ihr besonders gut, aber keineswegs besser als der neue, der in die Tüte wandert.
Und die Kette, ach ja, die Kette, von Yves Saint Laurent, die eben noch an dem Hals von meinem Ich hing, die wandert nun um den Hals von Anke. Das befanden auch Bettina und Dominika. Wir sind uns einig, geshoppt wird nur im einstimmigen Gleichklang.
Lediglich der letzte Handschlag wird von mir ausgeführt: Artikel aufschreiben, Summe ausrechnen, EC-Karte ins Gerät schieben, dann wieder ihr mit der Geheimnummer (die könnt ihr mir eigentlich auch gleich aufschreiben für die nächsten Einkäufe, heute und morgen und übermorgen) und dann falte ich alles unegal in die Tasche. War das ein Spaß für Euch, für uns, für mich … Der Tag gleitet in den Abend, vom Shopping zum Plaudern. Ach, fing es nicht schon mit letzterem an? Wir brauchen nichts, wir wollen nichts, aber überraschen und verführen, das tun wir am liebsten alle gemeinsam in diesem „erweiterten Wohnzimmer“ wie es manche auch nennen.
Schreibe einen Kommentar