Als wir gestern am Flughafen von Marrakech standen, wusste ich schon, dass ich heute erneut über das „Paradies“ schreiben werde. „Paradeisos“, die Gartenanlage, wie es in der Antike und der islamischen Welt heißt. Ein Ort der Ruhe, ein Ort der Fülle, jenseits der Mauern.
Und genauso haben wir es in den letzten Tagen erlebt: In den engen Gassen drängten sich die Menschen, quetschten sich Mopeds, Esel und Wagen an einem vorbei, preisten die Händler lautstark ihre Waren an. Auf die Dauer schon stressig, eine Unterhaltung ist kaum möglich … Und dann – man könnte sie leicht im Getümmel übersehen – geht man durch eine Tür hindurch und ist im „Secret Garden“, einem kleinen Paradies der Stille, der Düfte und der leisen innigen Gespräche.
Den „Secret Garden“ gibt es wirklich inmitten der Altstadt von Marrakech. Es ist eine Anlage aus dem 16. Jahrhundert, die 2006 komplett restauriert wurde. An der Wand in dem einen Pavillon hängen zwei Abbildungen aus dem Victoria and Albert Museum in London, die fast Motive in der aktuellen Kollektion geworden wären. Ich habe ein anderes Paradies gewählt und wieder verblüffen mich die bildhaften Überschneidungen zwischen meiner Arbeit als Designerin und dem hier Erlebten.
Der Weg führt uns wieder durch die lärmenden Gassen und die befahrenen Straßen. Ein Storch nistet oben auf dem Stadttor, bekommen die nicht ihre Babies nur auf unseren saftigen norddeutschen Wiesen und Türmchen? Nun ja, damit kenne ich mich wirklich nicht aus … also weiter, den anderen hinterher.
Vorbei an der Koutoubia Moschee, der größten in Marrakech aus dem 12. Jahrhundert, möchte ich unbedingt noch einen Tee in dem Luxushotel Mamounia trinken. Der Ort wird von vielen als „mythisch“ bezeichnet und dass nicht nur, weil es sich um das auf Platz 6 verzeichnete Leading Hotel der Welt handelt, sondern es geht um den Garten, der im 13. Jahrhundert von dem Sultan für seinen Sohn den Prinzen Mamoun angelegt wurde.
Wir gehen durch die Tür und die Lobbi gleich nach draußen auf die Terrasse – und da ist sie wieder, diese Stille, die leisen Gespräche, sogar die Vögel scheinen flüsternd zu zwitschern. Das lächelnde Personal schwebt zwischen den Sitzgruppen, wir trinken unseren Tée Marrocaine und die Welt da draußen ist vergessen. Dieses Erlebnis nehme ich mit für den Ersten Weihnachtstag und empfinde „Besinnlichkeit“ ganz neu. Merry Christmas!
Schreibe einen Kommentar