Den meisten von uns steckt die Verrohung der US Politik mit dem Schlag-Abtausch Trump-Biden noch in den Knochen und dazu addieren sich Sätze des Präsidenten an sein Volk: „Wir werden so viel gewinnen, dass wir vom Gewinnen müde werden.“ Mir wird darüber schlecht. Ich gehöre zu den Bekennern einer anderen Idee von Welt.
Es geht darum, wie wir aus der Wachstumsspirale herauskommen, wie wir dem Zwang entfliehen, unsere Welt in Gewinner und Verlieren zu unterteilen. Und bei letzterem meine ich nicht die neuen schicken Verlierer der Start-up Szene, die stolz von „Fail Forward“ sprechen. .
Wir müssen das System komplett verändern und da fiel mir ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung (18.9.2020) förmlich in die Seele: „Spielen, um zu verlieren“, von Tim Leberecht und seinem dazugehörigen Buch „Gegen die Diktatur der Gewinner“, Mai 2020 im Droemer Verlag erschienen.
„Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wachstumsprinzip mit seinem Zwang zu gewinnen und einer Kultur der radikalen Positivität, die nicht anders ist als der Zwang, immer glücklich, gesund und produktiv zu sein.“ – Was ist das für eine Gesellschaft, die keinen Raum lässt für Melancholie, Traurigkeit und Zweifel, in der wirtschaftliche Stabilität weniger Wert ist als Gewinnoptimierung. Es macht uns atemlos und krank, wie die Psychologie feststellt.
Es tauchen neue Begriffe auf, die einen Laien wie mich hellhörig machen, wie „Circular Ecomomy“, einem Kreislauf von ökologisch-regenerativen Geschäftsmodellen. Dazu gehört das Bild der „Donut-Ökonomie“ der britischen Wissenschaftlerin Kate Raworth, die das ideale Wirtschaftsmodell mit einem dieser runden Brötchen-Kuchen vergleicht: Im Zentrum steht das Gemeinwohl, darum bildet sich die Wirtschaft in ihren Grenzen von Ressourcen und Belastbarkeit unseres Öko-Systems. Beide Modelle denken das Wirtschaften als einen endlosen Loop, als ein Spiel, um zu spielen. Und damit kennt es keine Gewinner und keine Verlierer mehr, der Sinn und Zweck liegt darin, das Spiel verantwortungsbewusst aufrecht zu halten.
In den USA und Italien ist es zu einer Rechtsform geworden, das „Steward Ownership“, eine Unternehmsform, in dem der Zweck, die „Purpuse“, zum alleinigen und symbolischen Anteilseigner wird. Das muss man erst einmal verinnerlichen. Es wäre eine schöne neue Welt des nachhaltigen und sanften Wirtschaftens, in dem die Kosten des Handelns mit eingerechnet sind, sich aber keiner über den anderen erhebt.
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