Gestern Abend startete die Buchmesse in Frankfurt mit mehr als 78.000 Neuveröffentlichungen, und trotzdem orakelte die Süddeutsche Zeitung rechtzeitig davor mal wieder über das Ende des Buches und dass Bibliotheken mittlerweile nur noch Online Plattformen und Mikrofilm Verwalter sind … – Nein, das Buch ist nicht tot, so meine wilde Überzeugung. Sonst wären die Kioske an den Bahnhöfen – wo ich mich ja regelmäßig herumtreibe – nicht gepackt mit Taschenbüchern und Hardcover Erstauflagen … Und wenn ich um mein Bett in Hamburg und auf Sylt herumschaue, sehe ich stapelweise Literatur, die ich je nach Lust und Laune greife.

Bibliotheken

Die letzten Wochen waren bei mir von anspruchsvollen philosophischen Texten geprägt, querbeet, nur mit einem verbindenden Sinn, was ich modisch so in den nächsten 24 Monaten plane: Die Philosophie der Planzen, Kopernikus, David Foster Wallace … – Nun kam mir ein Buch gerade recht zwischen die Finger: „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde, seit vielen Wochen auf den Spiegel Bestseller-Listen. Es liest sich wie ein Smöker für den Strandkorb und dennoch öffnet es eine Vision, die einem Angst machen kann: Die Welt ohne Bienen!

Einstein Bienen

Ob es Einstein nun gesagt hat oder nicht, auf jeden Fall wusste er, wenn es diese kleinen fleißigen Bestäuber unserer Felder, Wiesen und Bäume nicht mehr gibt, dann ist das Ende der Menschheit angezählt. Die norwegische Autorin verfolgt über drei Familien und drei Jahrhunderte die Geschichte der Bienen und der Imkerei. „CCD – Colony Collapse Desease“ führt Mitte des 21. Jahrhunderts in ihrem Buch zum Aussterben der Bienen. Das ist nicht weit von uns entfernt, und wenn man die Zeitungen liest, dann ist dieses Szenario keine ferne Apokalypse: Bauer in Österreich setzt Pflanzengift ein und töte damit 80.000 Bienen. Angeklagt, verurteilt, geht er in die Berufung, da er sich keiner Schuld bewusst ist. – Riesige Trucks fahren mit Bienenvölkern kreuz-und-quer durch die USA, um auf Farmen die Bestäubung durchzuführen. – China setzt Landarbeiter ein, um von Hand zu bestäuben.

"Green Seven 2015: Save the Bees" ab 17.06.2015 auf ProSieben

Mir graust und Toska graust. Sie ist 21, wie wird die Welt sein, wenn sie so alt ist wie ich. Dann schreiben wir das Jahr 2054. Nach Maja Lunde sind die Bienen dann ausgestorben, ganze Länder verödet, Hunger und marodierende Banden beherrschen verkommenen Städte …

Westennest

Wir sitzen bei schönem Wetter immer mittags vor der MILCHSTRASSE 11. Über uns ist ein Wespen- oder Bienennest im Baum, eigentlich nervig, doch nach der Lektüre freue ich mich über jedes kleine Summen auf dem Tisch.

Milchstrasse 11