Unser Ausflug auf dem Titicacasee ist noch nicht zu Ende. Es geht weit hinaus auf den offenen See zu einer kleinen Insel mit dem Namen Taquile. Angeblich sollen die Menschen hier hundert Jahre und älter werden. Die Gründe dafür sind erforscht: Körperliche Arbeit, gesundes Essen und wenig Stress. Auf nach Taquile, aber so einfach ist es nicht, denn Fremde dürfen hier nur kurz übernachten und nachdenklich in den Sternenhimmel schauen. Selbst für die ansässigen Familien gilt es, wichtige Aufgaben zu bestehen, um bleiben zu dürfen: Die Männer müssen stricken!

Seit der Inka-Zeit besteht auf Taquile ein Patriachat, wie wir Frauen es uns wünschen, denn wir sind die wahre Nummer 1 in der Familie, sind das wertvollstes Mitglied der Gemeinschaft. Der Mann ist der Beschützer, der Bodyguard auf neudeutsch. Er darf stark sein, darf vorangehen, den Acker vorbereiten, aber sähen und pflanzen übernehmen die weiblichen Inselbewohner. Es gibt eine strenge Aufgabenverteilung und die Pflicht zur Wertschätzung.


Damit die Männer sich entspannen, lernen sie schon als Jungen das Stricken. Nicht einfach mit zwei Nadeln geradeaus, nein, mit fünf in der Runde für Mützen, Handschuhe, Socken. Wo auch immer man die Herren stehen sieht, stricken sie. Keine Langeweile, kein testerongesteuertes Gehabe. Stattdessen Maschenzählen und komplizierte Muster stricken.


Unverheiratete Männer stricken ihre Mützen in rot-weiß, verheiratete in rot.
2005 setzte die UNESCO diese männliche Textilkunst auf die Liste der “Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Kulturerbes des Menschheit”. Scheint bemerkenswert zu sein, was die Frauen schon seit tausenden von Jahren tun.

Stellen wir uns doch eine Welt vor, in der die Herren wie auf Taquile stricken. Ein Donald Trump wäre mit Socken für Melanie beschäftigt, statt auf Truth Social boshaften Blödsinn zu verbreiten. Xi Jinping säße konzentriert über den Maschen seiner roten Mütze mit Pommel. Und Putin? Der muss auch Stricken, zusammen mit seinem Außenminister Lawrow. Wir können alle Autokraten durchgehen, Fazit: Es gäbe sie nicht mehr, wenn sie stricken! Sanftmütig würden sie sich, statt um den Friedensnobelpreis, um die Aufnahme in die Unesco-Liste für ihr “immaterielles Meisterwerk” bewerben.


Wer sich auf Taquile zum Oberboss auf ein Jahr wählen lassen will, muss nicht nur stricken können, sondern sich auch als verheirateter Ehemann bewiesen haben. Die Gewählten sind daran zu erkennen, dass sie einen Hut tragen. Im doppelten Gürtel ist das Haar ihrer Frauen gewebt, damit sie nie vergessen, wem sie dienen dürfen.


Was für eine schöne Zeit haben wir hier auf Taquile verbracht. Ich möchte unbedingt ein Foto mit William, dem Aymara Tour-Guide. Wie tiefsinnig er alles erzählt hat, wie wichtig es ihm war, dass wir seine Kultur verstehen.


Gemeinsam sind wir schnaufend und hechelnd Schritt für Schritt und tranzend die eine Seite des Berges hoch und auf der anderen Seite wieder herunter, wo unser Boot auf uns wartet. Unvergesslich. Die Zeit reichte gerade noch für die Füße im kalten Wasser. Ich trage übrigens zu meiner Pollera einen von einem Mann gewebten Gürtel.


Liebe Leserinnen, bringt Euren Männer und Söhnen unbedingt das Stricken bei! Lockt sie einfach damit, dass sie entspannt und locker 100 Jahre alt werden.
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