Wieder einmal kommt alles zusammen, überschneidet und überlagert sich. Dieser Beitrag besitzt am Ende ein “Mind the Dates”, fügt sich ein in den Adventskalender und füllt gleichzeitig die Lücke im Peru Tagebuch, das sich öffnet für alles, was uns umgibt, die Kunst, das Handwerk, das Konzept von Liebe. Checán heißt es in der Sprache der Anden, und erzählt von Sexualität und Erotik, die untrennbar verbunden sind mit den Kräften, die unsere Welt zum Drehen bringen.

Es ist der 19. Tag, ich bin in Lima und besuche das Larco Museum, das sich wie eine spanische Hacienda präsentiert, mit weißen Mauern, Vogelgezwitscher und einem Meer von Blüten, einem Innenhof mit Restaurant sowie einer offenen Galerie, in der man zwischen bunten Kissen verweilen kann. Im Inneren zeigen sich die Schätze präkolumbinanischer Töpferkunst sowie Gold-und Silberschmiede Arbeiten. Ein Erlebnis!


1926 wurde das Museum von Raphael Larco Hoye gegründet, da war er gerade mal 25 Jahre alt. Sein Vater hatte mit dem Sammeln von Töpferarbeiten vor allem aus dem Norden des Landes begonnen. Der Sohn begann seine eigenen Recherchen und wurde darüber zu einem der bedeutendsten Archäologen des Landes. Man spürt den wissenschaftlichen Anspruch neben der Faszination, die Sorgfalt der Auswahl aus über 40.000 Artefacten, die fundierten Beschreibungen zu den Objekten.


Erneut ist es die Ruhe in den Räumen, die es mir ermöglicht, mich emotional einzulassen. Ich fühle mich an die Hand genommen, um in das mysthische und erzählerische Vokabular der indigenen Vergangenheit einzutauchen. Textile Kunst und Töpferkunst verschmelzen zu einer Sprache.

Ich verzichte auf die Details, verzichte auf Erläuterungen, dafür überlasse ich Euch die pure Ansicht der Objekte, so können wir das Staunen miteinander teilen, so seht Ihr ein wenig mit meinen Augen, die die Formen, Farben und Ornament abtasten.

Silber- und Goldschmiedekunst entwickeln eine Pracht, die mich Brücken schlagen lässt zum Modeschmuck der siebziger und achtziger Jahre, Yves Saint Laurent, Christian Laroix, Paco Rabanne, manchmal auch Jean-Paul Gaultier. Hier finden sich unzählige Anleihen mit einer erstaunlichen Aktualität der Vorlagen.


Aber es ist das Geheimnis dieser vergangenen Kulturen, das alles Zeitgenössische überstrahlt. Jedes Detail trägt in sich mehr als nur die handwerkliche Ausarbeitung, das ist es, was ich aus diesem Rundgang mitnehme.


Am Ende der Ausstellung stehen die imposanten goldenen Grabbeigaben der Chimu (1300 – 1532). Es ist das weltweit einzige komplett erhaltene Ensemble dieser indigenen Hochkultur. Welch eine Freude an der verschwenderischen Pracht, die den Sonnenkult huldigt.

Beeindruckend ist auch das begehbare Archiv, in dem sich in den Regalen die Schätze der Töpferkunst aneinanderdrängen. Dabei würden ein paar heftige Erdstöße ausreichen, alles zu vernichten. Arglos scheinen sie der Gefahr zu trotzen, als würden sie hier ewig ruhen, bereit für die wissenschaftliche und kreative Betrachtung.


Eine besondere Abteilung ist der erotischen Sammlung von Raphael Larco Hoye gewidmet. Tinkuy bedeutet, dass in der Liebe die Gegensätze zusammengehören, der Tag und die Nacht, die trockene und die feuchte Jahreszeit, erst wenn Mann und Frau sich in Liebe, Hingabe und Erotik finden, gebären sie neues Leben.

Der Baum des Lebens ist für die Anden-Völker das Symbol von Wandel und Wiedergeburt, der Fortbestand unsere Existenz. Liebe, Sexualität und Erotik gehen eine Einheit ein mit der Mutter Erde (Pachamama).

Wie in so vielen Begegnungen meiner letzten Wochen entdecke ich auch hier den tief verinnerlichten Ausdruck vom Leben als Kreislauf, der keinen Anfang und kein Ende kennt, in dem sich die beweisbaren Realitäten auflösen.

Still ist es, als hätte die Zeit eine Pause gemacht, Vergangenheit und Gegenwart scheinen zu verschmelzen. Geräuschlos gehe ich im Halbdunkeln von einem Saal zu anderen. Bis eine Gruppe von Touristen hereinplatzt, ich höre ihr hartes Lachen, das voyoristische Lästern vor den Artefakten. Sie scheinen die archaische Kraft nicht zu sehen, können die zarte Poesie nicht fühlen, die diese Sammlung ausstrahlt. Schnell fliehe ich wieder ans Tageslicht.

Tinkuy, auch diese Gegensätze gehören dazu und veranlassen mich, das Gesehene noch besser in meinem Inneren zu verwahren. Zu den Ursprüngen sollte mich meine Reise führen, wo sich Altes und Neues trifft, wo sich Kulturen begegnen, um etwas geistig und kreativ Verbindendes zu schaffen.

Ausstellung Stefan Fink in Japan
Diesen Spirit nehme ich mit zurück nach Deutschland, den Wert des Handwerks, das in Kunst übergeht, das ein Mysterium in sich trägt. Zwei Menschen stehen dafür, die in diesem Jahr noch meine IT’S A DIENSTAG Talk-Gäste sein werden: Dr. Josef Kleinheinrich, Verleger und Sammler aus Münster (16.12.2025) und Stefan Fink (statt Dienstag die Sonntag-Matinee, 21.12.2025), der Schreibgeräte aus Holz fertigt, die von solcher Schönheit sind, dass ich am liebsten das Wort “erhaben” verwenden möchte.

Kurz vor meiner Abreise nach Peru besuchte ich ihn und seine Frau Annabelle in ihrem Hamburger Atelier. Seitdem sind sie in Japan, stellen dort aus, das Esquire Magazin widmete ihm acht Seiten, zu seinen Sammlern zählen u.a. Yamamoto und Wim Wenders. Donata Wenders drehte einen Film über ihn, den ich sehr empfehle. Die Einladungen folgen, wartet ab mit Euren Geschenken, Ihr werdet sie vielleicht bei uns finden. Einen schönen 2. Advent!
-
RAUTEN-TÜLL-JÄCKCHEN, SCHWARZ
€598,00 inkl. Mwst. -
FIFTIES RAUTEN-TÜLLROCK, SCHWARZ
€798,00 inkl. Mwst.



