Es gibt Menschen, über die sagt man, sie würden noch „unter Wasser Geige spielen“, sie gelten als hyperaktiv, sind ständig im ON. Sie bewegen sich am liebsten auf der Überholspur mit fünf Dingen gleichzeitig, drehen ihr Leben nach links und nach rechts, streifen das Alte ab und beginnen etwas Neues. So jemand sitzt spontan neben mir: Edda, mit einem Bein in Hamburg und in Buxtehude und mit dem anderen in Bad Gastein in Österreich.

Ihr Haus hat sie gerade verkauft, den Pflegedienst der Tochter überschrieben und … ist ab in die Berge, um dort ihr eigenes Hotel zu eröffnen, eben mal so. Wir treffen uns zum Frühstück, weil sie eine Lücke von einer Stunde hat und in der Nähe war.

Eine Stunde ist viel und wenig, also kommen wir gleich zur Sache, tauschen aus, was in groben Zügen passiert ist, seit wir uns das letzte Mal sahen. Älter geworden? Sie nickt, ich schüttele den Kopf. Es bedarf einer Definition: Sie meint damit, besonnener zu sein, ruhiger, sorgfältiger in ihrer Planung. Das lasse ich gelten. Ich für meinen Teil spüre, wie sich die verschiedenen Stränge meines Lebens zusammenfügen, würde „ruhiger“ durch „souveräner“ ersetzen.

Eddas Tag besitzt gefühlt 24 Stunden+: das Hotel, die Gäste, das Frühstück, Ausflüge in die Umgebung, Repräsentanz von der Kosmetik-Firma Ringana, der Garten mit den altmodischen Bauernblumen…. Die Saison beginnt in wenigen Wochen, erster Schnee in Bad Gastein. Der Mann ist beruflich in Hamburg gebunden, pendelt. Und die Abende sind lang.

Was hilft, um wieder runterzukommen: Stricken! Ganz langsam werden, Maschen für Masche. Stolz zeigt sie mir Pullunder, Schal und Mütze. Ich erinnere mich, wie ich das halbe Studium durchgestrickt habe. Zeit für ein Reset?

Auch ich erlaube mir langsam zu sein, habe meine eigenen Rituale: schaue ewig in das flackernde Licht der Kerzen, gehe endlos spazieren, lese und – ja warum nicht – beginne wieder zu stricken. Wartet es ab, als nächstes gibt es die 3,40m Schals von Countess Bridget. Dazu habe ich mir eine professionelle Verbündete geholt, Carmen Hemmer aus Lörrach, Cashmere-Expertin. Sie wird uns bald mit handgestrickten Unikat-Pullovern und Accessoires beliefern.