Die Lage am Montag: eine Stunde fehlt, ich bin spät dran. Draußen liegt der Schnee auf der Terrasse. Es ist bitterkalt, auch hier drinnen, die Heizung scheint irgendwie ausgefallen, vielleicht gab’s dort auch einen Shutdown. Ich liege noch im Bett und beginne mit dem Schreiben, den handgestrickten Cashmere Schal eng um den Hals geschlungen. – Ein Foto kommt per What’s app von der Insel: Einsamer Fussabdruck.

Was wird die Woche bringen? Ausfüllen der Formulare für Überbrückungsgelder, Beantragung von teilweise Kurzarbeit für den April, Gespräche mit den Banken. Alles läuft sehr freundlich ab, sehr zugewandt, dafür applaudiere ich heute von meinem „Balkon“, denn die Menschen in den Behörden und der Verwaltung müssen derzeit auch Gewaltiges stemmen. Ich habe so einen süßen Herrn bei der Handelskammer, den ich trotz Call-Center bei einer bestimmten Nummer immer wieder an die Strippe bekomme. Wir lachen, denn ich erkenne sofort seine Stimme, und er bricht bei dem Namen T-Y-S-Z-K-I-E-W-I-C-Z jedesmal innerlich zusammen.

Im Atelier hinter mir surrt die Maschine von Monique, sie näht nachher für die Roma e Toska Kundinnen Atemschutzmasken. Weitere bekommen wir aus dem Erzgebirge, wohin wir unsere Baumwollstoffe „gespendet“ haben. So können wir bei jeder Auswahlsendung auch eine Maske mit hineingeben als kleine Geste „we care“.

Mit einem Hamburger Sammler von Yves Saint Laurent Vintage werden wir ein paar neue Looks zum Verkauf kreieren, so wie vor zwei Jahren in der Ausstellung Vintage Couture in der MILCHSTRASSE 11.

Und dann arbeiten wir unverdrossen an den neuen Prototypen weiter und hoffen insgeheim, dass die Jungs aus Italien die schönen Tüllstoffe noch liefern konnten. Bislang ist nichts angekommen, aber Hauptsache sie sind gesund: „Ciao Birgit, thanks so much, all ok. What is important so far is that all the family, a big one, we are all ok. So I hope of you. Take care you and Toska, My Kindest. Federico.“ (Gallarate/Lombardei). Auch von Aldo am Comer See kommen beruhigende Nachrichten. Die Maschinen in den Manufakturen stehen still. Es gibt Wichtigeres.

Mittags wird für mich gesorgt, also muss nicht befürchtet werden, dass ich hier verhungere. (Liebe Sassa, I am alright!) Und … ach, ja, die Blumen müssen erneuert werden, auch so etwas, woran ich vorher nie gedacht habe. Hübsch soll es aussehen hier in der MILCHSTRASSE 11, auch wenn derzeit nur die Lieferboten kurz rein- und wieder raushuschen.

#bleibtgesund und #incontatto. Natürlich gilt nach wie vor: #ichschreibeeuch!

Abb: My First Atemschutzmaske. Trotzdem gilt: Social Distancing. Mindestens zwei Meter.