Seit gestern weiß ich, warum der Frühjahrsputz „lebenserhaltende“ Funktionen besitzt. Lustlos, antriebsschwach und irgendwie diffus deprimiert saß ich am Schreibtisch in der Milchstrasse 11. Das Geschäft fand ich uninspirierend, mich fand ich uminspirierend, die Kollektion fand ich uninspirierend … Die Wolkenbluse tourt im sonnigen Oman, die Freunde waren im Ski-Urlaub und ich? … Trübsal total! – Zeit für den Frühjahrsputz: Besen, Handfeger, Staubsauger, Wischmop … Was sonst die Putzfrau übernimmt wird meine alles bestimmende Samstagsaufgabe trotz geöffnetem Geschäft und neugierigen Besuchern. Die Kommode wandert aus dem einen Raum vor das Bild in den anderen, die Keramik Pferchen finden einen neuen Platz in der Vitrine, die wunderschönen Chippendale Library Chairs aus der Mitte des 18. Jahrhundert inszenieren sich vor dem Bücherregal.

Chippendale Mitte 18. JahrhundertReh Paul Drexel

Der Tisch von Peter Preller ist geputzt und mit Blumen neu dekoriert. Die Puppe erhält ein aktuelles Outfit. Nach einer Stunde ist die Laune deutlich gesteigert, die Arrangements werden wohlwollend begutachtet. Well-done! Neue Erkenntnis: Der Frühjahrsputz kuriert die Seele und erfrischt den Blick auf alles, was man an schönen Dingen besitzt oder erwerben kann.

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