Ich komme mir gerade vor wie Suzy Menkes, Fashion Reporterin für die New York Times, die einen Artikel über die Prada Show in ihr Handy tippen musste, weil kein Computer zur Verfügung stand. Meiner hat sich gerade verabschiedet, will meinen hysterischen Click nicht mehr akzeptieren. Nun schreibe auch ich mit gespitztem Finger auf dem Handy.
Es geht um den Spiegel an der Wand, Symbol für die Eitelkeit und ikonographisch für das Sein und Schein. Keine Kunstgeschichte ohne den Spiegel, auf jeden Fall seit der Renaissance. Ob sie im Altertum schon Spiegel besaßen? Wir werden es recherchieren, wenn mein Handy nicht mehr als Schreibmaschine fungiert.
Für mich ist der Spiegel wie ein Bild, nicht nur mit mir da drin, wie ich vorbei husche, einen Augenblick erhasche. Sondern in seiner ganzen Anlage von Rahmen, Hinterglasmalerei und Ornament.
Spiegel wie diese besitzen eine Kultur und einen Stil. Sie alle stammen aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert Skandinavien. Und sie sind es, die mit unterschiedlichen Akzenten das Kapitänshaus in Kampen auf Sylt verzaubern.
Diesen Kleinen liebe ich besonders, er stammt von 1820, kostet €850 und ist mehr als ein Bild mit der Puppe davor und dem ganzen Interieur von Roma e Toska. Er erzählt von gestern und heute.
Und wer in der Umkleidekabine verschwindet, der begegnet nicht nur sich selbst, sondern einem Kleinod aus der Zeit um 1800. Auch dieser Spiegel hat zu berichten von den Damen, die in ihn hineinblickten. … wer ist die Schönste im ganzen Land?
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