Jedes Jahr im Juli trifft sich der Club europäischer Unternehmerinnen zum Sommerfest an der Alster im Restaurant Portolino. Die Vorsitzende Kristina Tröger hat mich erneut eingeladen, und begeistert habe ich zugesagt. Ich genieße es, all die Frauen um mich herum in ihren hübschen Outfits und in ihrer aufgeräumten Heiterkeit.

Dazwischen gibt es bekannte Gesichter und lange nicht gesehene Freundinnen, aber auch neue Kontakte und interesante Bekanntschaften. Ich mag diese Smalltalk Vertrautheit und den inspirierenden Austausch.

Foto: Ulrich Tröger

Talkgast ist dieses Mal Judith Rakers, Journalistin, Nachrichtensprecherin, Fernsehmoderatorin, erfolgreiche Autorin und Unternehmerin. Sie erzählt über ihr neues Leben:

Homefarming ohne grünen Daumen.

Ich bin neugierig, wie geht so etwas? Bei mir lassen Pflanzen freiwillig Köpfe und Blätter hängen. Lebhaft erinnere ich mich an meine desaströsen Versuche als „Jung-Gärtnerin“ damals im Herrenhaus Neverstaven. Die attraktive Frau in unserer Mitte mit dem Mikro in der Hand belehrt mich eines Besseren: Es geht!

Judith Rakers wollte eine Zäsur nach 19 Jahren Tagesschau. Alles begann mit dem Kauf eines alten Bauernhauses in der Nähe von Hamburg. Der Verkäufer meinte lapidar: „Wenn sie es kaufen wollen, müssen sie die Hühner mit übernehmen.“ Sie fing an, sich zu belesen, was Hühner sind oder besser: Wer Hühner sind, denn hinter ihnen stecken komplexe Wesen, die farbige Eier legen, wenn sie frei über die Wiesen laufen.

Gleichzeitig tauchte sie ein das Reich des Gemüses und der Gewürze, studierte alte Sorten und verglich sie mit den beliebten Sorten, überlegte, wie man sie neu kombinieren könnte, um unseren Geschmack wieder zu sensibilisieren. Was für ein Werdegang von Deutschlands liebster Moderatorin im schicken Kostüm-Look, ausgezeichnet mit diversen Fernsehpreisen, zur Jeansträgerin, die die Ärmel hochkrempelt und in der Erde wühlt.

Ich bin beeindruckt und mir mir wohl alle Zuhörerinnen. Allerdings bin ich auch ein wenig eingeschüchtert, ist hier eine Alleskönnerin, die einfach mal „umsattelt“, um wieder erfolgreich ganz oben zu stehen? Und wo ist der schwarze Daumen geblieben, von dem sie eingangs erzählte?

Die Freundin neben mir und ich hatten uns soeben gegenseitig geschildert, was für anstrengende, nachdenkliche Zeiten wir gerade durchwandern. Aber viele denken sicherlich auch von uns: die macht das ja super, während wir heimlich eine Sorgen- und Erschöpfungs-Träne wegdrücken.

Da ist diese warme Stimme von Judith, in der so viel echte Begeisterung mitschwingt, und da sind die Hühner, die wie bei meiner Tochter Roma auf der Réunion ihre Namen besitzen, zwar nicht Simone de Beauvoir, aber es gibt eine deutsche Simone. Das alles klingt nach einem neuen Glück.

Warum soll man damit nicht erfolgreich sein, wenn man klug ist, sorgfältig recherchiert, die richtigen Fragen stellt, um das Rad nicht neu zu erfinden, sondern besser, heißt nachhaltiger, zusammenzubauen. Vor uns sitzt eine Frau mit einer Mission, und das macht den Unterschied: Den Menschen, ob groß oder klein, gute Ernährung zu vermitteln, wie man zum Selbstversorger wird in Einklang mit der Natur. Was für eine Bereicherung. Gut, dass sie nicht auf all die Bedenkenträger*innen gehört hat.

Ich hätte es genauso gemacht, nur dass ich meinen schwarzen Daumen für nicht-therapierbar halte. Aber ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Sinne wieder lebendig werden und etwas nach altmodischer Fülle schmeckt. Danke Kristina und Deinem Team, dass Ihr solche Begegnungen schafft. Wir haben unsere Kontakte ausgetauscht, und ich folge nun Judith auf Instagram. Neuanfänge besitzen das Berauschende von harter Arbeit und Visionen.

Foto: Ulrich Tröger. Links: Marietta Andreae mit Brombeer Tuch, Mitte: Kristina Tröger, Vorsitzende des Clubs europäischer Unternehmerinnen

Am Mittwoch, den 14. August 2024, 18 – 20 Uhr bin ich bei Johannes King in seinem Gemüsegarten, wir tauschen uns aus über die Kartoffel. (Voranmeldung unter: info@romaetoska.de). Ich werde an Judith und ihr Homefarming denken. Vielleicht machen die Beiden ja mal etwas zusammen.