Eine Sturm ist gestern Nacht über die Insel gezogen und hat die Fahne vom Mast heruntergerissen, die Haube vom Strandkorb mitsichgenommen und schüttet nun seinen Regen über die Hortensien aus. „… hagel unterm steinhimmel gibt es, die weißen, licht leuchtenden blauen oder grünlichen // schlafnebel der hortensie„, schreibt die dänische Lyrikerin Inger Christensen in ihrem Schöpfungsgedicht „afabet / alphabet“. Gestern hatten Josef Kleinheinrich und ich eine Lesung daraus, warm und herzlich wirkt es nach.
Inger Christensen, alfabet/alphabet, Verlag Kleinheinrich Münster (€ 40)
Wann fangen wir wieder an, unsere Welt zu träumen und sie mit unseren Augen zu sehen? Ich grabe den Satz der großen Poetin erneut hervor, über den ich bei meinen Recherchen gestolpert bin: „Sich selber sehen möchte die Welt„. Darüber muss man ein wenig grübeln, denn der Spruch hat eine merkwürdige Verdrehung von Ich und Welt. Die Welt möchte etwas von uns!
„Man hat die Welt nie richtig gesehen, wenn man sie nicht geträumt hat. Geträumt, dass der kalte Baum den Arm voll Rosen hätte, oder geträumt, dass das Eis aus einer anderen Art von Sommer käme […] Sich selber sehen möchte die Welt. – Und muß daher, nicht sich selbst, aber ihre Seinsweise in den Träumen der Menschen sichtbar machen.“ (Inger Christensen, 1978)
Ich denke an meine Buchstaben aus Meyer’s Konversationslexikon. Mein „A“ für „Apfelsorten“. Ich könnte es träumen. Stellt Euch vor, jemand fragt mich (wie so oft): Was machen Sie gerade? Woran arbeiten Sie? – Und dann würde ich antworten: „Ich träume das A.“ – Klingt das nicht schön? Es öffnet unerwartet Türen. Und vielleicht stifte ich mein fragendes Gegenüber an, auch einen Buchstaben zu wählen, um mit ihm für eine kleine Weile durch die Welt zu träumen.
Mein Empfinden verändert sich mit den Sätzen von Inger Christensen. Plötzlich ist alles belebt, erhält eine Seele und spricht… „diese hermetische schrift, // die sonst nur von kindern geschrieben wird; …“
Mein Weg führt vorbei an dem Leiterwagen, der vor dem Anwesen steht, mit dem „Müll“ des Gartens, in dem das „Ernten“ schon lange verlernt wurde. Mein armes „A“.
„die grenzen gibt es, die straßen, das vergessen“
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