Es ist Sonntag früh, alles rundherum schläft. Der Hund hat einmal kurz mit mir vor die Tür geschaut. Click für ein Foto! Und dann hat er sich genüsslich schnaubend hinter meinem Schreibtisch hingelegt, um weiter zu schnarchen, während ich in die Tasten tippe in das dunkle frühmorgendliche Worldwide-web. Bridget, die Bloggerin, eines ihrer multiplen Ichs.

Bloggen am MorgenKampen Sylt

Und so schreibe ich mich seit nunmehr zehn Jahren in den Tag hinein, zuerst nur ab und an, meist für meine Einkäuferinnen weltweit als ich noch Mädchen-Mode machte. Es waren die Ladies von Harrods, die hübschen Frauen aus Russland von Tsum, die Freundin aus Kuwait und die wenige deutschen Kundinnen, die ich über meine kreativen Schlängelwege informierte. Dann habe ich irgendwann die Verschlüsselung aufgehoben und nicht mehr nur für die Business-Partner weltweit geschrieben, nicht mehr nur über Mode. Schließlich gehört alles zu mir, der Designerin mit dem tief verankerten Anliegen, die Geschichten, die ihr durch den Kopf gehen, weiter zu erzählen.

„Hello World“, waren glaube ich meine ersten Wörter im Blog. ‚Hey, gibt es da draußen jemanden, der mir zuhört bzw. mich liest?“ Daraus sind allein in diesem neuen WordPress Blog 1.166 Beiträge geworden und 11 Entwürfe – warum die nicht veröffentlich wurden? Vielleicht war es nur unzusammenhängender Mist oder ich habe vergessen den „veröffentlichen“ Button zu drücken. Wenn mir gar nichts einfiel, fabulierte ich auch mal über meine Freundin, die Mücke, und bin dann überrascht, welche Begeisterungsstürme so ein Mir-nichts-dir-nichts auslöst.

Mücke

Und ich schreibe über Begegnungen und Menschen, die mir über den Weg laufen, die länger verweilen, als eine normale Käuferin, die in ein Teil aus der Kollektion schlüpfen und mich mit einem strahlenden Lächeln beglücken.

Styling Roma e Toska

Es passiert auch schon mal, dass ich um die Alster gehe und jemand Wildfremdes kommt auf mich zu, um mir für einen Beitrag zu danken. Umgekehrt seid Ihr es aber, die mich inspirieren, die mir Tipps geben, die für mich weiterdenken. Das nennt man neudeutsch wohl „community“, ich würde es viel lieber als „meine Freundes-Clique“ bezeichnen. Und dafür rappel ich mich am Sonntag früh um 6.00 Uhr auf, um im Dunkeln hier am Schreibtisch zu sitzen, um nachzudenken und zu notieren, was Euch irgendwie interessieren könnte und mich gleicher Maßen zum Reflektieren bringt.

Kampen Sylt

Meine beiden Töchter, die Philosophie studieren, amüsieren sich immer wie „Mami es wieder raushaut“, was sie an der Uni so sorgfältig intellektuell bearbeiten: Camus, Wittgenstein, Leibnitz …– Ich bin die Hobby-Geisteswissenschaftlerin, die alles zu einem Puzzle kombiniert, was man „Leben“ nennen könnte, meines, das ich mit Euch teile.

Bloggerin

Am Ende könnte ich heute wieder erwähnen was ich trage: T-Shirt DENKEN HILFT, Day-and-Night Pullover, Cashmere Stola in beige (€498), kurze alte Jeans und … wie immer bin ich eingewickelt in meine Bettdecke.