Meine Großmutter, 1905 geboren, war ein schwieriges Wesen oder umgekehrt, ich war ein schwieriges Kind. Wie auch immer man es sieht, wir hatten eine gemeinsamen Liebe: Hagebutten Marmelade. Ich weiß noch genau, wie ich aufgestützt am Küchentisch bei ihr saß und zuschaute, wie sie aufwendig die Konfitüre zubereitete.
Dem Grafen ist es gelungen, meine Gaumenerinnerung an die Kindheit wieder wachzurufen. „Rosa Rugosa“, so heißt sie aristokratisch, „Kartoffel-Rose“ eher profan, was bleibt, sind ihre Früchte und die nennt man, egal wie (hoch-)geboren, einfach „Hagebutten“.
In eine Schale lauwarmes Wasser geben. Sich vorher gründlich (das können wir seit Corona perfekt) die Hände waschen, denn das Wasser brauchen wir gleich noch für die Marmeladen-Produktion. Die Frucht mit den Fingern zerteilen und mit beiden Daumen die Kerne herausdrücken.
Die Restblüte und den Stil entfernen und diesen Prozess so lange wiederholen bis das Eimerchen mit den gepflückten Hagebutten leer ist. Mit einem Sieb die letzten Kerne aus dem Wasser fischen. Und das Fruchtfleisch mit dem aromatischen Wasser erhitzen.
Die Schale einer Öko-Zitrone abschneiden und draus kleine Schnipsel raspeln, die ins Wasser zu den Hagebutten kommen. Noch einen Schuss Zitronensaft dazu. Hier ist ein wenig experimentelles Maßhalten gefordert.
Das Gleiche gilt für den Zucker mit ca. 2 bis 4 Esslöffeln. Wir erinnern uns: sauer macht lustig, süß macht krank.
Und dann erzählte mir meine Großmutter eine Geschichte von früher oder las aus dem Märchenbuch vor. Und währenddessen köchelte die Marmelade, verschwand das Wasser bis ein wunderbar duftender Matsch entstand, der in das Glas gefüllt wurde.
Ich durfte den Topf ausschlecken und dazu gab es ein dickes klitschiges Weißbrot mit Butter. Hhmh! Ich darf wieder fünf Jahre alt sein.
PS: Dieses Foto gehört in die neue Ästhetik der Alltags-Zufälligkeit. Nichts ist geschönt und dennoch ist es köstlich. Dazu gibt es die Camping Brötchen von Bäcker Speck.
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