Mit Ringelnatz Worten geht es in den Tag, auch wenn die Nacht zu kurz war. Denn seit Christiane von Korff mich mit Buchtipps von der soeben zu Ende gegangenen Buchmesse in Frankfurt versorgt, geht bei mir das Licht nicht vor Mitternacht aus. Leon de Winter’s „Geronimo“ ist als nächstes dran … und dann gibt es noch ein paar weitere Empfehlungen von jemanden, der ganz nah rankommt an diese großen, großartigen Erzähler:

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Ein ungeheurer Appetit

von Christiane von Korff

Zurück in Hamburg, gehen mir noch die vielen Gespräche, Eindrücke durch den Kopf und die Moderationen, die ich für am Messestand der ZEIT geführt habe.

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Abb: John Burnside und Christiane von Korff am Zeit-Stand

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Leon de Winter ist einer meiner Lieblingsautoren. Ich vermute, Sie wissen es noch nicht: Der meistgehasste Terrorist Osama Bin Laden lebt noch. Zumindest im Roman «Geronimo« – womit de Winter ein spannender und berührender Thriller gelungen ist mit dem ihm typischen, hintersinnigem Humor.

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Humorvoll geht es auch auf dem Fest der S.Fischer Verlage im Literaturhaus in Frankfurt zu, wo die Fischer Autorin Carolin Emcke mit einem Kollegen vom Spiegel plaudert. Sie ist die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, der ihr am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche verliehen wurde.

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Hier stehen Peter Prange und ich am Bistrotisch im Raucherzelt. Da Peter ein wunderbarer Geschichtenerzähler ist, vergeht die Zeit im Flug. O Gott, schon wieder halb zwei – auf dem Weg zu meiner Unterkunft nehme ich mir noch schnell eins von den Gedichten mit, die der Verlag an die Wand gehängt hat.

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Knallvergnügt erwache ich nicht gerade, als mein Wecker vier Stunden später schrillt. Schnell werfe ich eine „Gelorevoice“ ein, das Hilfsmittel für Sänger und Schmiermittel für meine Stimme, die während des Messemarathons ziemlich in den Keller gesackt ist. Am Fischer Stand, wo mich Peter Prange erwartet, trinken wir erstmal einen starken Kaffee. Uns Beiden ist gar nicht anzumerken, dass die Buchmessen-Nächte kurz und ­– Tage lang sind,

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Oder? Wir sprechen über seine historischen Romane. Sie haben Millionenauflage. Was ist sein Erfolgsgeheimnis? Ganz „einfach“! Er ist ein so guter Erzähler, dass man seine Bücher erst aus der Hand legt, wenn man auf der letzten Seite angelangt ist. In Pranges neuem Roman «Unsere wunderbaren Jahre« machen sich sechs Freunde und ihre Familien auf ihren Weg und erleben über drei Generationen die Bundesrepublik der D-Mark, den Mauerfall bis zum Beginn der neuen, europäischen Währung.

„Ich denke“,  sagt Peter Prange, , dass jeder historische Roman, auch wenn er sich an die Fakten hält, eine Rekonstruktion von Geschichte ist.“ Der Autor selbst erscheint in seinem eigenen Buch, und wenn er davon erzählt, sieht man ihm die diebische Freude bei seinem Spiel mit Fakten und Fiktionen an: „Am Ende tauche ich bei der Hochzeit meiner Freunde auf. Als ich den Beiden D-Mark-Rohling schenken will, muss ich feststellen, dass mir ein Schulfreund diese Idee geklaut hat. Schnell lasse ich mir etwas Neues einfallen und sage zum Brautpaar: „Ich schenke Euch einen Roman. Über uns alle, die wir hier sind.“ Vierzig Jahre später erfüllt er sein Versprechen mit dem Buch, das am 13. Oktober 2016 erscheint. Das endet mit dem Satz: „Peter Prange lebt seit Fertigstellung des Romans glücklich und zufrieden mit seiner Frau im beschaulichen Tübingen, wo man ihn als freundlichen, bisweilen ein wenig abwesenden älteren Herrn kennt, der gern am Anlagensee Schwäne füttert, die es dort eigentlich nicht gibt.“ Ein wunderbarer Schlusssatz – der nun wirklich frei erfunden ist: Peter ist temperamentvoll, sprüht vor Ideen und Tatkraft und ist seinem Redeschwall kaum zu bremsen.

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Am Piper Stand treffe ich Tilman Röhrig, der auch zu den Großen der historischen Romanerzähler gehört. Diesmal hat er über Luther geschrieben (passend zum Luther Jahr), prall und spannend über die Zeit, als radikale Kräfte und Luthers Widersacher Thomas Müntzer die Reformation gefährden. «Die Flügel der Freiheit«, ist ein schöner Titel für seinen neuen Roman – „Für Christiane, ich wünsche Ihnen Flügel, die Sie sicher tragen“, schreibt mir der Autor als Widmung. Danke, lieber Tilman Röhrig, wir sehen uns vielleicht in Köln, denn ich muss mir unbedingt die Bilder anschauen, die Sie gemalt haben, als sie für einen früheren Roman über Caravaggio recherchierten.

Ihr lieben Buchfreunde, oder die, die es hoffentlich noch werden nach meinem leidenschaftlichen Bericht über Bücher und meinem Blick hinter die Kulissen des Bücher-Betriebs: Wir Autoren reden nicht nur auf der Messe, nein, nein: Wir lesen auch: Und zwar vor!

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Im Lesezeit verzaubert der wunderbare Geschichtenerzähler Paul Maar sein großes Publikum, das begeistert seinen „schiefen Märchen und schrägen Geschichten“ lauscht. Dieses Buch des berühmten SAMS Autors gehört auf jeden Fall unter jeden Weihnachtsbaum.

So, jetzt muss ich leider aufhören mit dem Schwärmen. Ich muss meinen Koffer packen, denn er steht nicht in Berlin – dort fahre ich jetzt hin. Auf zur Premiere, heute Abend 20.00 Uhr: „Jedermann Reloaded“ von und mit Philip Hochmair – im BE (für Nicht-Berliner: das ist das ehemalige Brecht Theater).

Wer Lust hat, auf das „Zwitschern“ zu klicken, klicke den Link des Zeit-Twitters an, der von den Gesprächen mit Schriftstellern auf der Buchmesse berichtet: https://twitter.com/zeitverlag?lang=de