Dieser Post heute morgen mit den ersten Sonnenstrahlen gilt den Kundinnen, den Shopperinnen hier auf Sylt und vielleicht auch anderswo. So ein langer Sommer mit den ungezählten Begegnungen schärft das Profil für die Menschen und feiert die unbändige Lust auf den lebhaften Austausch. Es kamen die Freundinnen, die Wiederholungstäterinnen, die daheim über die vergangenen Monate mit Komplimenten für die neuen Outfits bedacht wurden, die Neugierigen, die Experimentierfreudigen, … Auf jeden Fall hatte ich alle Hände voll zu tun als Multiple-Ich von Designerin, Styleberaterin, Menschen-Versteherin bis hin zur Verkäuferin mit kulturhistorischem Anspruch … Nun leert sich allmählich die Insel, und es kommen andere Menschen, dazwischen auffällig viele, die nicht angesprochen werden wollen, die alles über Mode und sich zu wissen scheinen. Für die ein Rock von Roma e Toska zu einer Seins- und Daseinsfrage wird. Neue Sprüche überwuchern das kreative Angebot: Das bin ich nicht! Das sind nicht meine Farben! Das hab ich schon (heißt: das will ich auf keine Fall)! – Der Hit unter den welcoming Kommentaren schon am Eingang: Bleiben sie ruhig draußen, ich will nur schauen! – Ja geht’s noch, ich hock doch nicht vor der Tür, wenn jemand im Geschäft ist. Also mutiere ich zu einer Art „Museumswärterin“, die kleinen Scheinaktivitäten nachgeht, ansonsten sich auf Null reduziert und verstohlen die Besucherin mit den Augen verfolgt. Bloß nicht ansprechen, lautet die Devise.

Museumswärter

Schade, dabei könnte ich erzählen, beraten, befreien von dem doch schon viel zu lang erprobten So-Sein-Wie-Ich-Bin. Demnächst stelle ich vor die Tür einen Spint mit Zahlenschloss für: Rucksäcke XXL, da eindeutig Boutique Gefahrengut, Klettverschluss Sandalen (modisch nur abturnend), Windjacken mit der berühmten Bärentatze und Stadtpläne von Kampen. – Alles NO-GOs für einen spannenden Exkurs in die Welt der Mode. Dabei würde ich am liebsten laut schreien: Hey, ich bin noch hier, die geschichtenerzählende Designerin, die sensible Style-Beraterin, die emphatische Zuhörerin und die engagierte verantwortungsvolle … Ach egal. Freue mich heute und morgen auf die Besucherinnen und Käuferinnen, für die Mode mehr ist als Nutzkleidung, um nicht nackt dazustehen.