Der Bestseller Autor Peter Prange ist auf Tournee durch Deutschland, um sein neues Buch „Eine Familie in Deutschland“ vorzustellen. Jeden Tag eine andere Stadt, eine andere Bücherhalle, Bücherstube, sogar ein Literaturhotel ist dazwischen. Das ist anstrengend, fordert Kraft und Konzentration. Und so kommt er gestern Abend in die MILCHSTRASSE 11, ein weiterer Ort, ein weiterer Event fern von Frau und zuhause. Kurze Begrüßung, routiniert, dann verzieht er sich mit Christiane von Korff ins Atelier, um den Ablauf der Lesung zu besprechen. Der Raum vor dem Kamin ist gefüllt mit Erwartung, das Feuer prasselt und jeder hat schon sein Glas Wein in den Händen und von Brot und selbstgemachter Kräuterbutter genascht.

Peter Prange Lesung

Es geht los. Christiane braucht den Bestseller Autor mit internationaler Millionen Auflage kaum vorzustellen. „Das Bernstein Amulett“ wurde als Zweiteiler verfilmt, „Unsere wunderbaren Jahre“ sind gerade in der Vorbereitung für die TV Produktion. Ja, der Stoff des neuen Buches hat ihn gefangen genommen, schon als Kind der Nachkriegszeit (1955 in Altena im Sauerland geboren) spürte er den Nachhall des Krieges, die braune Vergangenheit im deutschen Alltag.

Peter Prange Lesung

Er beginnt aus den ersten Kapiteln zu lesen, seine Charaktere vorzustellen, wohl strukturiert, geplant, nach einem klar entworfenen Ablauf, der routinierte Erzähler und Schreiber. Genauso erging es mir mit seinem Buch, vielleicht ein wenig zu geplant und zu strategisch aufgebaut in den Anfängen. Sind es die Zuhörer, die seinem Vortrag lauschen, ist es die besondere Atmosphäre der Räume? Prange lässt es plötzlich laufen, wird persönlich, benutzt Kraftausdrücke über die Verführer im Nazi-Deutschland, ihre einhämmernden Parolen und das naive Wunschdenken der Verführten. Er schlägt einen Bogen zu heute, den Tweets des „gelbhaarigen Monsters“ in Amerika. Verdammt, beschissen …

Peter Prange

Wie hätte er sich verhalten, wäre er damals in der Lage von Lena Riefenstahl gewesen, einer jungen hochbegabten Künstlerin, der alle Mittel zur Verfügung standen, um ihre Filme zu realisieren? – Ich habe das Buch gelesen und höre plötzlich genauer hin, die Bilder verdichten sich, der Autor wirft ein Netz eines  komplexen historischen Zeitgefüges aus, indem er nicht unbeteiligt bleibt. Jetzt haben wir ihn und er hat uns.

Peter PrangePeter PrangePeter Prange

Heimlich verzeihe ich ihm, dass er vorhin so an mir vorbeigerauscht ist. Die Routine zeigt Risse und heraus kommt ein wunderbarer Abend. Als ich ihn wie all meine Vortrags-Gäste spät abends zur Tür bringe, entlasse ich ihn in eine dunkle Nacht. Morgen geht es weiter und übermorgen wieder wo anders. Was er wohl von diesem Abend am Kamin in Erinnerung behält? … Er schreibt an der Fortsetzung von „Eine Familie in Deutschland“.

Peter PRANGE

Peter Prange, „Eine Familie in Deutschland“. Signierte Ausgaben gibt es bei uns zu kaufen. Heute von 11 – 18 Uhr.