Eine kleine Weile habe ich heute morgen im Bett gelegen, um darüber nachzudenken, wie wohl mein Beitrag zu Ostern lauten könnte. Wir sind als Familie versprengt in alle Himmelsrichtungen und die Begegnungen leben von der Nähe und Distanz. Die Fotos mit dem Ostereier-Nest waren schon gemacht, die vom Tiramisu folgen.
Und dann fiel mir eines der berühmtesten Motive der Kunstgeschichte ein, das zu diesem ungewöhnlichen Ostern passt: das Noli me Tangere (Rühr mich nicht an!)
Das vielleicht schönste Gemälde dazu stammt von Tizian (1488/90 – 1576), entstanden 1541, ein Hauptwerk, heute in der National Gallery in London. Gesehen hatte ich es im Mai letzten Jahres in der Tizian Ausstellung in Frankfurt am Main. Gezeigt wird die Szene aus dem Johannes Evangelium.
Im Schnellgang entfaltett sich die ganze Geschichte: Jesus hielt am Gründonnerstag, dem jüdischen Pascha-Fest, sein letztes Abendmahl mit seinen Jüngern und verkündete, dass einer aus dieser Gruppe ihn verraten würde. Schon am nächsten Tag, dem Karfreitag, wurde er einem Verbrecher gleich an das Kreuz genagelt und starb. Es war Josef, der darum bat, den Leichnam mitzunehmen. Er wickelte ihn in Leinentücher und legte ihn in eine Gruft. Drei Tage später, kamen Frauen dorthin, um den Toten zu ölen, aber der schwere Stein davor war weggerollt und das Grab war leer. Ein Engel verkündigte ihnen, dass Jesus lebt und vorangegangen ist nach Galiläa, wohin sie ihm nachfolgen sollten.
Eine der Frauen war Maria Magdalena, sie ist es, die Geliebte, die Jesus wenig später sieht. Und es ist der Venezianer Tizian, der den beinahe überirdischen Zauber dieser Begegnung in seinem Gemälde festhält, in dieser zarten Bewegung zwischen dem Berühren-wollen und dem entrückten Zurückweichen, der innigen Nähe und der zugewandten Distanz.
Es ist ein Morgen an Ostern, so wie heute, mit einem Sonnenlicht in den Farben von Tizian und einer friedlichen Landschaft im Hintergrund.
FROHE OSTERN, wo auch immer Ihr gerade seid. „Alles wird gut“ ist die Botschaft. Und nun starte ich als Nichtköchin das „Abenteurer Tiramisu“. Schon bei der Einkaufsliste bin ich gestrauchelt. Mehr davon am Montag, mit der Fortsetzung der Ostergeschichte.
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