Am 15. November 2021 feiert Roma e Toska ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Eine unglaubliche Zeit, in der die beiden Namensgeberinnen von kleinen Mädchen zu selbstbewussten jungen Frauen heranwuchsen. Es gab so viele Kollektionen und besondere Momente. Dazwischen immer wieder dieses „One Photo Wonder“, in dem ein einziges Bild alles zusammenfasst, die Mode, die Emotionen und die Persönlichkeit. Heute fange ich mit Roma an und der Seascape Edition, Herbst-Winter 2012/13.
Als das Foto entstand war Roma gerade 17 Jahre alt. Wir wohnten in dem Loft über der Autowerkstatt in Hamburg-Eppendorf. Ich glaube, es war ein Sonntag und ein paar Freundinnen der Kinder waren eingeladen samt Visagistin für das Fotoshooting von „Seascape“. Blaue Doppelreiher-Blazer mit Cézanne Motiv, lange Blusen mit hohen Stehkragen, Knöpfe mit alten Seglern …
Alle natürlich aufgeregt, Posing vor der beleuchteten Wand, nur eine fehlte: Roma. Keine Lust, zu müde. Sie lag in ihrem Bett und wollte nicht gestört werden. Aber ein Shooting ohne Roma geht nicht. Endlich konnte ich sie überreden, gelangweilt stand sie auf, unten drunter behielt sie die Pyjama-Hose an, bockig griff sie das Diadem, das an ihrer Wand hing.
Ich zog ihr die Teile an, zupfte hier und da. Marianne kämmte noch schnell die Haare, ging mit dem Puderpinsel über das Gesicht. Fertig. Ein Blick, ein Foto. Mehr gibt es nicht.
Noch heute spüre ich all das Zarte und das Stürmische, das ich in diese Kollektion legen wollte, diese ungewisse verheißungsvolle Sehnsucht nach dem, was hinter dem Horizont liegt, den Trotz, der zum Meer gehört, und die Wut, die man braucht, um loszuziehen in die Welt. Das Bild hängt im Kapitänshaus in Kampen, wohin es gehört.
*Roma ist 27, lebt in Toulouse, hat ihren Master in Philosophie und gerade ihren Abschluss als Köchin für französische Spezialitäten. In einem Monat geht sie für unbestimmte Zeit nach Réunion, um dort die kreolische Küche zu lernen.
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