Häuser finden Menschen, Menschen finden wieder andere Menschen, und irgendwann passt alles auf unerklärliche, ja wie zufällige Weise, zusammen. So erging es dem letzten Atelierhaus in Kampen, das obwohl in bester Lage mit Blick auf die Dünen, jeder als allererstes abreißen wollte. Schwierig, düster, abweisend und doch verzaubert lag es da. Abwartend, bis die Richtige, das Cousinchen, kam mit kluger sensibler Hand sowie einem Team von passionierten Handwerkern, die mitdenken und mitfühlen.
In dem ganzen Werden erhielt auch ich eine Rolle, nicht unwesentlich, als „archäologische Muse“, nennen wir es mal so, mit ein wenig Arte Povera im Kopf, Peggy Guggenheim im Sinn, sowie einem Gespür für Proportionen und einem Laisser-faire, um die Dinge manchmal so zu belassen, wie sie sind.
Erdreich wurde bewegt, Steine abgetragen, Wände entfernt, immer auf der Spur nach der Seele des Gebäudes. Nun steht es da, so unschuldig und befreit, wie ein Kind, das endlich wieder spielen darf. Der Estrich ist gelegt, die Decken gestützt, die Wände mit Zeichen markiert.
Die Räume befinden sich in einem Schwebezustand, unbestimmt zwischen dem was war und dem was kommt. Ein Moment von kurzer Dauer, den wir nutzen, um die frisch erworbene Fotografie der Steine von Krzysztof Graf Tyszkiewicz an die Wände zu hängen, mal außen, mal innen, im beredeten Dialog mit all dem, was rundherum an „Archäologie“ zu sehen ist.
Ein Hammer, ein Nagel, das Bild, und schon beginnt die Metamorphose von einem bockigen Starrsinn der vergangenen Jahrzehnte zu einem fröhlichen zuversichtlichen Blick nach vorn.
Alles mögliche an Wurzeln, Ranken, Moos und kleinem Getier hat sich im Mauerwerk festgesetzt, alter Putz und abgerissene Blechteile. So wie jetzt, wird es schon morgen nicht mehr sein. Halten wir ihn fest, den Augenblick.
Später wird die Fotografie der Steine vielleicht in der Küche hängen, neben dem Bullauge zur rechten und dem zukünftigen Fenster zur linken, wo der Blick ins Grün hinaus geht.
Wir beide wären nicht wir, würden wir bei dem Gelb der herabhängenden Fetzen von Tapete nicht sofort an die aktuelle Trendfarbe des Frühjahrs denken. Und so erhält das Atelierhaus Stück für Stück sein neues Gewand inspiriert durch Fashion und Kunst. (Weitere Steinarbeiten sind bei Roma e Toska im Kapitänshaus ausgestellt, € 1.200.)
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