Gestern Abend saßen wir beisammen in kleiner Runde, vertraut, family-like. Mein Mann hatte gekocht, ein Glas Rotwein, Kerzen, draußen roch es nach Biike Feuern in der nebelfeuchten Dunkelheit. „Wie muss ein zukünftiger Kanzler*in sein?“ Fragte ich. „Wenn wir diese Persönlichkeit erfinden sollten, welche Eigenschaften bräuchte sie?“ – „Wahrhaftig müsste sie sein. Authentisch“, kam es von der anderen Tischseite. „Kenntnisreich, mit sorgfältig recherchierten Fakten ausgestattet.“ – „Teamfähig“, addierte ich, denn diese Fülle von Anforderungen kann keiner mehr allein bewältigen. Eine schöne Auflistung.

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Und wir Wählerinnen und Wähler? Wie sollten wir sein, damit wir zu dieser skizzierten politischen Führerungsgestalt passen? Sind wir mutig genug, sie zu fördern in ihren unbequemen Forderungen, zu akzeptieren und zu wählen? „German Angst“ treibt wieder ihr Unwesen und wird zudem erfolgreich instrumentalisiert. Dabei sollte es gerade anders herum sein, wenn wir Verantwortung als Volk übernehmen:

No Fear. No Envy. No Meanness.

Bob Dylan zitiert den Freund und irischen Folksänger Liam Clancy (1935 – 2009). Er beschreibt ihn als einen der Musketiere, aufrecht, kämpferisch und unbeirrbar, der in seinem poetischen Gesang zu Tränen rührt. Genauso möchte er sein … Und ich auch! Egal, wie mir der Wind um die Ohren schlägt.

Leider gibt es im Moment nicht diesen einen Wunschkandiat*in, wie wir ihn am Abend zuvor beschrieben haben. Aber wer könnte es am ehesten sein, wer besitzt das größte Potential, und welche Partei gehört dazu? Immer noch sind mehr als 25% der Wähler*innen unentschlossen, ob sie überhaupt und wenn ja, wen sie wählen sollten. Sie sollten nicht vergessen: In manchen Ländern wird für dieses demokratische Recht gekämpft, getötet und gestorben:

Keine Angst. Kein Neid. Keine Niedertracht gegenüber anderen.

Ich füge den Fakten-Check hinzu, den mir Carsten Maltzan kürzlich schickte. Der 2024 gegründete „Verein für einen weltoffenen Norden“ hatte ihn bei der Kieler Christian-Albrechts-Universität für vergleichende Politikwissenschaft in Auftrag gegeben (ausführliche Version online).

Analysiert werden die verschiedenen Wahlprogramme der Parteien. Hierfür wurden 11 Kategorien verwendet: Europa. Migration. Wirtschaftliche Freiheit. Umverteilung. Weltoffenheit und Diversität. Verteidigung, Militär und NATO. Schuldenbremse. Windenergie. Wehrhafte Demokratie. Unterstützung für die Ukraine.

Und bei all dem vergesst nicht Liam, Bob und die Musketiere! Geht wählen!