Schon seit Tagen bin ich jemandem eine Erklärung schuldig, was „Arte Povera“ bedeutet. Sie ist beschäftigt mit der Sanierung eines Künstlerhauses, ich mit den Räumen der Alten Synagoge POOLSTRASSE 12 in Hamburgs Neustadt. Das Stichwort „Arte Povera“ bekommt einen aktuellen Kontext.
Abb: Oben TEMPEL 1844/POOLSTRASSE 12, unten Iglu Mario Merz.
Bei „Arte Povera“ handelt es sich um die „arme Kunst“. Die Bewegung entstand 1967 in Italien und reichte bis weit in die Siebziger Jahre hinein. Zu der Gruppierung gehörten Künstler wie Jannis Kounellis, Alighieri Boetti oder Luciano Fabre. Nicht zu vergessen, die Iglus von Mario Merz.
Meist sind es räumliche Installationen, die aus „armen“, gewöhnlichen, weggeworfenen Materialien entstanden (Erde, Glassplitter, Holz, Leinen, Stein … ). Es entwickelt sich eine spröde Poesie zwischen dem Alltag und der Kunst, der Nature Art und dem Minimalismus eines Carl Andre.
Abb: oben: Künstlerhaus Treppe, unten: Carl Andre
Für mich war und ist die Arte Povera immer verbunden mit einer Romantik, einer Sehnsucht nach einer Ursprünglichkeit, für die das „Arm-sein“ ausreicht, weil wir uns in der Reduzierung wiederfinden. Die Arte Povere ist eine prosaisch Kunst, die ihre eigenen Geschichten erzählt. Deutlich setzt sie sich ab von dem Konsum unserer Gesellschaft.
Abb. oben Polostrasse 12, unten Alighieri Boetti, Manifest.
Und wenn ich es genau betrachte, dann sehnen wir uns gerade ein wenig danach, mit den Mitteln von Kunst, Architektur, Design und Fashion zu Vagabundierenden in den uns überlassenen Räumen zu werden.
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