Signierstunde mit Angela Merkel in der renommierten Buchhandlung Felix Jud am Neuen Wall in Hamburg. Die Nachricht poppt bei mir am 31. Januar auf. Ich gratuliere umgehend dem Besitzer Robert Eberhardt: „Wow, was für ein Coup!“ Anschließend melde ich mich bei dem Verlag Kiepenheuer & Witsch an, der den Event für den 5. Februar mit organisiert.

Schnell ist die Liste voll, 400 vergebene Tickets. Die Wartenden schlängeln sich um den Häuserblock herum. Ich habe meinen Platz ziemlich weit vorne. Hamburg bei strahlendem Sonnenschein, trotz eisiger Kälte.

In der Hand halte ich mein kleines Geschenk für die Altkanzlerin, ein Seidentuch mit Sylter Brombeer-Motiv. Es würde ihr sicher gut stehen. Dazu ein Kärtchen, worauf ich mit Tinte nur wenige Wörter geschrieben habe:

Mit tiefem Respekt für Ihr Wirken und Ihren Mut, hinter Entscheidungen zu stehen.

Gewählt habe ich Merkel und ihre Partei nie, aber bewundert habe ich die Frau oft, für ihre integere Persönlichkeit, für ihre sachlich-konzentrierte Art, die Dinge zu durchdenken, bis sie sich richtig anfühlten, auch wenn darüber Fehler entstanden. Es gehört Mut dazu, in diesen schwierigen Zeiten Entscheidungen zu fällen und die ganze Wucht der Verantwortung zu übernehmen. Das ist Größe. Und Größe verdient Respekt!

Und so stehe ich also in der Reihe, hübsch angezogen in dem Faltenrock mit der Butterfly Bluse und dem neuen Blazer. Mittlerweile habe ich auch schon ihr Buch erstanden. Alles ist perfekt durchorganisiert und durchgetaktet. Verabschieden muss ich mich allerdings von der Idee, ein Foto mit der Alt-Kanzlerin. Keine Aufnahmen, keine Selfies, keine Widmungen …  – Ach, wie schade.

Aber das Glück ist mir hold. Eine nach der anderen gehen wir die Treppe in der Buchhandlung hoch. Oben steht Robert Eberhardt und macht seine offiziellen Bilder. „Bitte, bitte, mach auch eins von mir mit Angela Merkel“, flehe ich ihn an und schäle mich schon aus dem Mantel, ruckele das Outfit zurecht, das Geschenk in der einen, das Buch in der anderen Hand.

Dann stehe ich vor ihr, aufregend ist es. Wir lächeln uns an. Ich schiebe das Präsent rüber, das sofort von ihrer Assistentin „entsorgt“ wird. Frau Merkel muss mein Entsetzen gesehen haben. „Machen sie sich keine Sorgen, ich bekomme es nachher, vielen Dank“, höre ich sie mit einer warmen, empathischen Stimme sagen, in der die ganze Person mitzuschwingen scheint. Nicht die Regierende, die sich hinter zusammengepressten Lippen verbergen musste. Mit dieser Freundlichkeit auf unseren Gesichtern drehe ich mich um: Klick, und da ist dieses wunderbare Foto entstanden.

„Freiheit“, der Titel ihres 735-seitigen Werkes, nicht gerade etwas, dass man sich unter den Arm klemmt zum Schmöckern. Solche mächtigen Überschriften schrecken eher ab, wo man lieber trendige Halbsätze als markige Buchslogans favorisiert.

Noch habe ich nicht hineingelesen, aber ich muss an Hannah Arendt denken und an die „Freiheit, frei zu sein“, dieses hohe Gut, das wir Hommes und Femmes de Lettres besitzen, um über die Welt nachzudenken.

Nur gemeinsam schaffen wir das! In einem wertschätzenden Miteinander. Und dann wirft mir ein Freund gestern das passende Zitat zu, wie er es mit dem demokratischen Diskurs hält:

„Mein Herr, ich teile nicht ihre Meinung, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“

(Voltaire, am Vorabend der Frz. Revolution)

Darum geht es auch bei unserem nächsten IT’S A DIENSTAG, am 11.2.2025, mit der Juristin und Journalistin Sonja Praxl, „Wir bilden Banden!“