Gestern Abend schickte mir ein Freund einen Artikel über das Coronavirus und die italienische Modeindustrie. Lange schon erheben die Trendforscher und Ethiker ihre Stimme: „An Fashion klebt Blut!“ Heißt es. Nun klebt auch noch das Coronavirus daran und damit ist nicht die Lieferkette aus China gemeint, sondern das „Made in Italy“, das in den Chinatowns von Prato und Norditalien gefertigt wird.
„Pronto Moda“ nennen es die Italiener, das schnelle Nähen zu billigst Preisen in den schmutzigen Hinterhöfen und Hallen Italiens, in denen illegal eingereiste Asiaten arbeiten und oft sogar leben, auf Matratzen schlafen, ohne soziale Absicherung und gesundheitliche Versorgung. Bis zu 50.000 Chinesen sollen es mittlerweile allein in Prato sein, das damit die größte chinesische Community in Europa ist.
Früher arbeitet ich sehr eng mit einem Luxus Stoffproduzenten aus Prato zusammen. Der Designer Riccardo Bruni und sein Geschäftsführer waren beinahe „Familie“ für mich. Wir fuhren einmal durch Chinatown, dass muss so um 2006 oder 2007 gewesen sein. Damals schon hatte es nichts pittoreskes an sich, es sah einfach nur elend aus, gefährlich, wie eine wabernde Unterwelt vor den Mauern der historischen Stadt.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass hier eine massive Industrie entstehen würde, die das „Made in Italy“ unterhöhlt. Nun ist sie mit verantwortlich, dass sich das Coronavirus in Italien so schnell und auch so tödlich ausbreiten konnte. Die Angst geht um in Chinatown, in Italien und in ganz Europa. Wann lernen wir endlich umzudenken in der Mode und entwickeln wieder einen Respekt und eine Verantwortung für ihre Fertigung. Wer will sich mit Leid bekleiden!
Ann.: Graphik aus ZackZack/TE
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