Ungewöhnlich, eine kurze Reise nach Paris und nun schon der 3. Blogbeitrag darüber. Aber, im Ernst, es gab einfach so viel Erlebtes, das sich nicht zwischen ein paar Zeilen quetschen ließ. Der dritte Tag der vergangenen Woche gehörte der Kultur, den Spaziergängen entlang der Seine und damit auch den Bouquinisten, die ich durch Toska ganz neu erlebte. Meine Tochter liebt alte Bücher, so richtig „angeranzt“, wie sie sich ausdrückt, dass man an den geknüllten Seiten und am zerknickten Deckblatt schon erkennt, dass sie geliebt, gelesen oder auch in die Ecke gepfeffert wurden. Der Himmel über Paris perfekt für eine Stadttour: Wolken, Sonne, Wind. Wir beide im Trench Coat von Roma e Toska, sie in dem neuen lilafarbenen (erwarten wir in den nächsten Tagen im Geschäft), ich im dunkelblauen (ausverkauft).

Paris Tour

Die Seine ist „the only river in the world that runs between two bookshelves“, wie es in einem Beitrag der BBC einmal hieß. Und richtig, auf der rechten wie der linken Seite reihen sich die grünen Boxen mit den unzähligen gebrauchten Büchern an. Kurze historische Rückschau: 1649 wurden die fliegenden Buchhändler auf der Pont Neuf verboten, sie wichen an die Ufer der Seine aus. 1789 (Sturm auf die Bastille) taucht der Name „Bouquiniste“ erstmals im Dictoraire der Académie Française auf, 1869 gibt es die offizielle Konzession und nun gehören die drei literarischen Kilometer zum UNESCO World Heritage.

Paris-Bouquiniste-quai-seine

Toska stöbert, ich knabbere an meinem Apfel und bin nur Zuschauer. Sie diskutiert mit den Bouquisten, der eine ist Philosophie Professor gewesen und kennt sich aus: Foucault, Derrida, Boris Vian. Wie so ein hübsches Mädel in die intellektuelle Avantgarde Frankreichs eintaucht – er ist begeistert und stimmt ein Lied von Vian an.

Bouquinisten

Es sind keine einfachen Händler, die ein paar alte Bücher verschachern. Sie sind gebildet und erzählen Geschichten und … ja, sie finden für mich eine Ausgabe von Jean de la Fontaine mit Illustrationen aus verschiedenen Jahrhunderten. Toska ist glücklich, im Arm ein Stapel Paperbacks für insgesamt € 14,50.

BouquinistenDries van Noten

Einmal um 180° drehen und dort befindet sich die Boutique von Dies van Noten. Dem Designer hätte sicherlich unsere literarische Sammlung gefallen, denn sein Store zeigt Bücherwände bis unter die Decke. Ich liebe dieses Geschäft mit seinen zwei altmodischen Salons wie aus einer anderen Zeit. Fotos leider verboten … (7, Quai Malaquais, Paris).

Musée D'Orsay

Vor zwei Tagen eröffnete die Ausstellung  „Picasso. Bleu et Rose“ im Musée D’Orsay, dem alten Bahnhof, der zur Weltausstellung 1900 gebaut und in den frühen 1980er Jahren so unglücklich zum Museum umgestaltet wurde. Nun beherbergt er die Impressionisten und zeigt eine Ausstellung, wie sie so noch nie zu sehen waren: das frühe Werk Picassos (1900 – 1906). Wir stehen an, eine lange Schlange schlängelt sich jedoch zügig Richtung Eingang und dann sehen wir, was ich sonst nur aus den einschlägigen Bildbänden kenne: Die Absinth trinkenden Frauen, der abgemagerte Harlekin, Bilder von seinem Freund Casagemas, der sich umbrachte, und die tiefe Traurigkeit des großen Künstlers bis ihn die neue Geliebte Fernande Olivier in die rosa Farben der Liebe entführte. Toll! Die Ausstellung geht noch bis zum 9. Januar 2019, ein Muss für die Paris-Reisenden.

Picasso AusstellungPicasso Ausstellung

Und dann geht es gar nicht anders, wir müssen noch im 5.Stockwerk durch die permanente Ausstellung schlendern. Toska erinnert sich sofort an die diversen Postkarten, die bei mir im Atelier hingen. Degas Tänzerin, die Vorbild für die Tütüs von Roma e Toska wurde, natürlich Manet und „Le Déjeuner sur l’herbe“, die Frau auf dem Balkon mit ihrem sehnsuchtsvollen Blick auf das Treiben unten in den Strassen. Der Heuhaufen von Monet und die Serie der Kathedrale von Rouen …So viel Kunstgeschichte von Raum zu Raum bis endlich das große Uhrenfenster mit dem Blick auf Paris wieder nach draußen lockt.

DegasFenster Musée D'Orsay

Ein Crêpe hier, ein Café Crème dort, kurz assistiere ich beim Styling der Braut. Paris, je t’aime! Ein Tag im September, wie er nicht schöner sein könnte. Hätten wir doch nur noch mehr Zeit oder würden wir spontaner in den Flieger steigen und erneut diese wunderschöne Stadt besuchen. Wir hetzen Richtung Place Vendôme, da ich unbedingt noch das Haus von Victor Hugo sehen möchte. Zu spät, 17.50 Uhr man lässt uns nicht mehr rein. Sei’s drum, wir kommen wieder, naschen noch ein Sandwich im Abendlicht zwischen spielenden Kindern und jungen Leuten, bevor es zum Flieger zurück nach Hamburg geht.

ParisHochzeitParis Place Vendôme

PS: Per Zufall entdeckte ich gerade ein Bild von Toska in einem frühen Roma e Toska Outfit in Paris bei den Bouquinisten. Wie alt sie da wohl gewesen sein mag? – Eine frühe Liebe für die Buchhändler entlang der Seine.

Toska Bouquinisten