Was für ein Tag, endlich Sonnenschein, ein warmer Windhauch, der die Sinne berührt: Wir schmecken, riechen, fühlen, sehen … Und schon sind wir bei dem, was uns seit Urzeiten bestimmt: das Essen und der Sex. Wobei ich Letzteres sublime als „Erotik“, „Verführung“ und „kulinarisches Vorspiel“ bezeichnen möchte.

„Liebe geht durch den Magen“, so der Titel unserer Fortsetzung von Leben&Liebe anaolog mit Gabriele Pochhammer (Partnervermittlung Hammer&Herz) und Talkgast Johannes King. Ich habe mich belesen, wie immer für solche inhaltlichen Herausforderungen. Meine Lektüre: Kate Lister „Sex. Die ganze Geschichte„, deutsche Erstausgabe 2014, empfohlen von The Times.

Waterscape Bluse No.1 in Variation (€ 498)

Aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Sternekoch weiß sehr wohl, wie er die Herzen mit Genuss gewinnt. Den Auftakt machen die Austern aus seinem eigens dafür gebauten Fahrrad. Ob die Muscheltiere eine „Art Viagra aus dem Meer“ sind, ist nicht endgültig bewiesen, aber sie stimulieren, allein durch ihr glibberig, feuchtes Aussehen, setzen sie Fantasien frei. Ich schlürfe mit geschlossenen Augen die eine oder andere, zerkaue sie langsam und lächele, wie schon vor Tagen gelernt, in mich hinein. So beginnt Verführung.

Den Abend bzw. die Szenerie mitgestaltet haben Helene Knorr (Heritage 1864) und Angelo Bris mit ihren Strandkörben und Ratan Blumenkasten, die wie eine Wagenburg um uns herum gestellt sind.

No.1 Neckholder Ruwenzori, Seide (€ 398)

Alles wirkt sommerlich entspannt, jeder plauscht mit jedem und sucht sich einen Platz. Ein herrliches Bild mit Seltenheitswert im Garten vor dem Kapitänshaus in Kampen auf Sylt.

Kein langer Vorlauf, wir springen mitten rein ins Thema: Kochen für ein erstes Date, da verzichtet Johannes auf Überraschungen. Erst muss er wissen, wie das (weibliche) Gegenüber tickt. Liebt sie es würzig und in welche Richtung würzig. Da spricht der Sterne-Chef, der die Kontrolle behält. Er beginnt zu schwärmen über Koreander, getrocknet oder frisch und schon ist er entflohen in seine Welt der Zutaten, der „Genuss-Dealer“, wie er sich scherzend bezeichnet.

Ach, ich würde etwas wagen, Liebe will riskiert werden. Als Nicht-Köchin könnte man mich überrumpeln mit einem „Anmach-Menu“ und einer ausgefallenen Candle-Light-Tischkultur. Ist ja auch so passiert, ganze 34 Jahre ist es her. Ich erinnere mich an die Details, dazu Serge Regganie mit seinen französischen Chansons über Treue und Untreue.

Essen ist mit Emotionen aufgeladen. Nicht alles sollte jederzeit verfügbar sein. Verführung beginnt auch manchmal mit der Unterlassung. Schon sind wir bei den Saisonen angelangt. Johannes schlägt den Spargel vor, als sinnliches Gericht, das nach wenigen Monaten wieder von der Speisekarte verschwindet. Was bleibt, ist die Erinnerung und die Vorfreude auf das nächste Mal.

Er berichtet von der steigenden Anzahl von Herren, die an seinen früheren Kochkursen teilnahmen. Das Kochen ändert sich, wird von der schnöden Nahrungszubereitung zu einem gesellschaftlichen oder partnerschaftlichen Miteinander. Männer kochen strategisch, nach einem Setzkasten-Modell, was kann man wie kombinieren?

Das wäre nichts für mich, ich hätte lieber den Zauberlehrling am Herd, die männliche Genie aus der Flasche, bei dem das Lieblingsgericht immer wieder neu schmeckt.

Gaby wäre nicht Gaby, hätte sie nicht schon längst ihre drängende Frage nach den Austern wiederholt: Ist das Schalentier nun potenzsteigernd oder nicht? Johannes, ganz Diplomat, zuckt mit den Achsel und spricht von Eiweiß und Konsistenz.

Dann klaut er mir erneut den Casanova und erzählt die Geschichte von dem Meister der Verführung, der vor jeder Liebesnacht erst mal fünfzig Austern verspeist haben soll. Bedenklich. Es gibt auch zuviel Libido, was kopfüber der Kloschüssel enden kann.

Seine neue Freundin hat Monsieur Le Chef nach Paris in ein 3-Sterne-Restaurant entführt, eine exklusive Art der Kontaktaufnahme, wie wir neidvoll feststellen. Bei mir als armer Studentin lief es damals anders …

Ich hatte während des Stidendiums in den USA immer zwei Kochliebhaber im Portfolio, den einen am Anfang des Monats, wenn wir noch das Geld verprassen konnten. Den anderen am Ende des Monats, wenn Ebbe in der Kasse war. Wer besser kochte? Der Zweite! Nach Trockenbrot und Wasser schmeckte alles einfach nur himmlisch, Verführung inklusive.

Im Herbst wird Gaby für Johannes in ihrem kleinen Appartement in Munkmarsch kochen. Ich bin gespannt. Fortsetzung folgt. Allen, die gestern da waren, ein großer Dank für diesen Ausnahme-Abend unter Sylter Himmel, ganz besonderes Gaby und Johannes.

Mit Blättern der Rosa Rogusa, aus der Johannes King u.a. den Rosensecco produziert.

Weiter geht es am 31. Juli mit Stefanie Busold, Sotheby’s, und Johannes King, ab ca. 17:30 Uhr. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de. € 49,00/Person.