Die Überschrift hätte auch lauten können: „Aurelia“, ganz schlicht, ein Name mit römischem Klang, der erzählt von einer Lady, die sich in unseren Garten vor dem Kapitänshaus verirrt hat. Der Lancia „Aurelia“ ist die eigentliche Hauptdarstellerin des Abends. Elegant, selbstbewusst, zärtlich, eine stille Schönheit mit der Aura einer Diva. So wie sie dort steht, gibt es sie nur einmal.

Lancia B20 GT Aurelia von 1958 (€ 158.000)

Es stürmt, es regnet, zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen, und sofort ist sie umringt von den Gästen. Sie fesselt die Blicke und bestimmt die Gespräche. Der Small-Talk hat plötzlich ganz neue Inhalte bekommen. Es geht um das stilvolle Entschleunigen.

Keiner unter uns, der nicht ins Schwärmen gerät. Allein diese Farbe. Welche Namen man dafür erfinden könnte. Ein „Elefant-grey“, ein verführerisches Grau, das in ein warmes Flieder übergeht, in dem sich das Blau des Himmels einfängt.

Selbst ich als bekennende Nicht-Autofahrerin finde, die Lancia B20 GT Aurelia passt zu mir. Außerdem sieht sie aus, als würde ihr das neue Ambiente gefallen, die Hortensien, der Strandkorb, die alten Backstseinmauern mit dem Reetdach.

Anschließend drängt sich Alles in die „gute Stube“, um Norma Niemann zuzuhören, die eine der wenigen Amateur-Fahrerinnen für historische Rennen in Europa ist. Eine zierliche attraktive Frau in der Welt der Männer.

Mit einer Portion Understatement in der Stimme beschreibt sie, wie man fahren sollte: Das gesamte Rennfahrer-Feld im Blick behalten, das Auto und die Strecke spüren, versuchen, aus der Kurve eine Gerade zu machen, mit genügend Speed in die schnellen Kurven und für die langsamen den richtigen Bremspunkt finden, bedächtig rein und früh beherzt auf’s Gaspedal wieder raus. Sicher ankommen und trotzdem so gewinnen wollen.

Zweifelsohne, die Frau hat Ahnung, sonst würden ihr nicht so leicht und schnell die technischen Begriffe über die Lippen kommen. Sie weiß, wie ein Motor klingen muss bzw. wie er nicht klingen soll, welche Oldtimer wie zu fahren sind, wann ein Auto „durchgeschraubt“ ist und wann nicht.

Leidenschaft schwingt mit in der Stimme. Ein Genuss neben ihr zu sitzen und zu spüren, wie sie sich so langsam in der Situation der Erzählenden wohlfühlt.

Und wie sieht es aus mit den Männern, ich meine, wir sind hier schließlich bei einem Talk von Leben&Liebe analog mit Gabriele Pochhammer und ihrer Partnervermittlung. Norma schüttelt den Kopf. Sie ist ledig, den Richtigen hat sie noch nicht abseits der Piste gefunden. Kaum zu glauben, Autos und Autorennen sind doch eine männliche Domäne.

Wieder zuckt sie die Achseln, scheint, als wäre die Liebe zu den Ladys auf vier Rädern größer als zu denen auf zwei Beinen. Wo verstecken sich denn die Männer? Wo trifft Leidenschaft auf Leidenschaft? Es lässt sich nicht an diesem Abend klären, wie auch. Aber man findet sich, wo auch immer auf der Welt, vielleicht bei einer Reifepanne oder zufällig an der Tankstelle. (Es soll so etwas geben.)

Wunderschön färbt sich der Himmel über uns. Der Abend klingt langsam aus, es wird dunkel. Norma schmeißt den röhrenden Motor an, den man nur bei solchen Oldtimern verzeiht.

Mit einem fröhlichen Lachen im Gesicht gleitet sie an den Lampen im Garten vorbei zurück in die Tiefgarage im Hotel Stadt Hamburg. Erneut geht ein besonderer Abend zu Ende. Danke Norma, danke Gaby.

Liebe Grüße an die Männer da draußen: Frauen sehen irre gut aus hinter dem Steuer! Morgen bekomme ich meine Lancia Aurelia Spritztour hoch zum Sylter Ellenbogen. (Fortsetzung folgt!)