Eine Freundin und Sammlerin sagte einmal im Interview: Sie sammele, was unser Leben, unsere Zeit und unsere Gesellschaft verdichtet. An diesen Satz musste ich bei dem Rundgang durch die Fondazione Prada denken, die im Süden von Mailand in einer alten Gin-Destille untergebracht ist. Der niederländische Architekt Rem Kohlhaas hat den Gebäudekomplex hoch künstlerisch restauriert und ergänzt, das allein ist schon ein Erlebnis mit seinen minimalistischen Akzenten, Spiegelungen, Durchblicken und der spärlich in-Szene gesetzten Natur.
Im Inneren die Ausstellung „Five Car Stud“ des amerikanischen Objekt-Künstlers Edward Kienholz (1927 – 1994): unglaublich aktuell, verstörend, abstoßend und brutal seziert er in großen Installationen unsere Gesellschaft, Sexualität, Rassismus. Das erste Mal sah ich Anfang der 1990er Jahre Arbeiten von ihm in Witney Museum in New York . Die Wiederbegegnung jetzt in einem ganz anderen erweiterten „fashion Kontext“ war umso beeindruckender.
Weiter geht es: ein dreiteiliges Gebäude mit einem riesigen Sandberg, angestrahlt in grellen Grün. Man könnte sich über Stunden damit beschäftigen, ohne Witz.
Daneben die große Halle, in der PRADA seine Modenschauen zeigt, hier wird der Kunst-Preisträger Michael Wang vorgestellt mit seinem Projekt „Extinct in the Nature“ von Flora und Fauna, die es in der freien Natur nicht mehr gibt. Auch hier entwickelt sich viel Raum zum (Nach-) Denken.
Im mit Blattgold belegten Turm dann zum Abschluss Louise Bourgeois und Robert Gobert. Toska und ich schleppen uns die Treppen nach oben und wieder nach unten, die Füße schmerzen, wir sind übervoll mit Eindrücken, der Kienholz wirkt nach!
… Gestern, 24 Stunden später, dann erneut die Via Montenapoleone mit ihren Nebenstrassen: Gucci, PRADA, MiuMiu, Fendi und noch mal PRADA und noch mal Dolce Gabbana. Wo die einen das BlingBling feiern, zeigt sich das andere in neuem Licht: it adds up. Die ambitionierte zeitgenössischen Kunst der Fondazione hat ihre Spuren in uns hinterlassen und wir nähern uns neugierig dem Label PRADA. Die Räume und die Kollektion erhalten eine „Kultur“, die Kollektion einen neuen Zusammenhang. Spannend, was für eine Kraft und Magie die Kunst immer noch besitzt.
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