Warum ich meinen Blazer andersherum trage? Es ist ein internationales Zeichen der Solidarität zum „Fashion Revolution Day“, der sich gestern das 12. Mal jährte. Am 24. Apri 2013 stürzte in Bangladesch die Textilfabrik Rana Plaza ein. 1138 Menschen kamen ums Leben, mehr als doppelt so viele wurden zum Teil schwer verletzt. Erstmals gerieten unmenschliche Arbeits-Missstände in ein globales Bewusstsein. Und geändert?

Was sich bis heute geändert hat, bleibt relativ. Mode ist immer noch der zweitgrößte Umweltverschmutzer, mehr als Schifffahrt und Flugverkehr gemeinsam. Fast Fashion ist nach wie vor der Brandbeschleuniger für die meisten Probleme. Inside-Out demonstriert beispielhaft, wie und wo mit welcher Sorgfalt hergestellt wird.

Natürlich ist einiges in der Zwischenzeit passiert, das man neudeutsch „awareness“ nennt. Große Fashion-Konglomerate wie LVHM und Kering haben sich zusammengeschlossen für Nachhaltigkeits-Verpflichtungen, junge Start-ups experimentieren mit Recycling-Konzepten. Aber angesicht von wachsender Weltbevölkerung und ökonomischen Erstarkung von Märkten wie Indien und China rechnet man bis 2030 mit einer Steigerung der CO2 Emission in der Mode-Industrie von 60%. Wo bleibt da das stolz gezeigte „change management“? Ich würde sagen: „Business as usual“.

Und dazu kommen nun die neuen „Deals“, für mich das Unwort 2025. Alles ist ein „Deal“. Die TUI wirbt mit dem „Sommer Deal“. Der russische Außenminister spricht vom „Ukraine Deal“. Und Trump scheint eh nur dieses eine Wort zu kennen. Geopolitisch wird „gedealt“ mit allem, was uns wertvoll war und ist. Der Deal macht die Herzensangelegenheit zur Ware, seien es Länder, Menschen, Beziehungen oder Wertschöpfungsketten.

Wie schön die Blazer von Roma e Toska von ihrer Rückseite aussehen. Akkurat verlaufen die Nähte, das Futter erzählt seine Geschichten. So macht Mode echte Freude. Kleine Auflagen, Einzelstücke. Made-to-Order, Made in Germany.

Ich trage die Innenseiten der Blazer als stummen Protest für das, was mir wichtig ist: Leidenschaft, Kreativität, Qualität, Langlebigkeit. Wenig kaufe ich, wähle sehr bewusst, trage meist meine eigenen Entwürfe und das über viele, viele Saisonen. Und wenn etwas kaputt geht, dann wird es repariert bis es zu Tode geliebt ist. Inside-out und outside-in!