ARTE präsentiert in seiner Mediathek die kleine Serie „Allein im Museum“, in der Kuratoren und Direktoren bedeutende Werke aus ihren Sammlung zeigen. Nicht ohne Grund habe ich die Installation von Joseph Beuys „Richtkräfte für eine neue Gesellschaft“, von 1974 – 77 ausgewählt. Die Leiterin des Hamburger Bahnhofs in Berlin, Gabriele Knappstein, schlendert durch die leeren Säle und erzählt:
© Bild-Kunst
Es ist eines der bedeutendsten Arbeiten des so polarisierenden Konzeptkünstlers, der den Begriff der Kunst erweiterte und uns nicht nur als Betrachter zulässt, sondern mit in den Prozess einbezieht: „done by people“, wie es auf einer der Tafeln steht.
Beuys erhielt 1974 vom Art Institute in London die Einladung für die Ausstellung „Art into Society – Society into Art“, die er nur unter der Bedingung annahm, an jedem der Tage anwesend zu sein, um mit dem Publikum zu diskutieren. Dafür brauchte er 100 Schultafeln, auf denen er die Stichworte aus den Gesprächen notierte und sie dann voll beschrieben in den Raum warf. Es sind Begriffe, mit denen wir uns sowohl seinem Werk nähern wie auch uns selbst, die wir auf der Suche sind, besonders in diesen Tag und Wochen, nach einer sich neu formierenden Gesellschaft.
Abb: Joseph Beuys, René Block, Aufbau der Ausstellung „Richtkräfte `74“, René Block Gallery, New York 1975, Foto: Archiv Block
Die Aktion wurde 1976 bei René Block in New York ausgestellt, anschließend auf der Biennale in Venedig und 1977 von der Nationalgalerie Berlin erworben, was sehr früh ist für solche Art von Installationskunst. Und wir in der MILCHSTRASSE 11 besitzen dazu die Edition aus dem gleichen Jahr: Der Aufbau.
Abb: Joseph Beuys „Der Aufbau“, 1977. signiert und gestempelt. Auflage 38/100, € 2.200.
Unwillkürlich fühlte ich mich von diesem Bild angezogen. Es ist auf vielen meiner Fotos im Hintergrund zu sehen, deswegen lasse ich auch die Spiegelung in den Glasscheibe zu, die Dinge verbinden sich. Davor habe ich mein Oster-Triamisu zubereitet oder die T-Shirts „Empathie“ oder „Alles wird gut“ präsentiert. Es besitzt die Aura, die den „Schamanen“ Joseph Beuys immer auszeichnete, seine Magie, seine romantische Vision von einer Welt, die dynamisch ist und sich damit permanent erneuert. Kaum eine Arbeit kann aktueller sein: „I am searching“.
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