„The coronavirus epidemic will lead to a global recession of a magnitude that has not been experienced before but will eventually allow humanity to reset its values“, so die Trendforscherin Li Edelkoort, die von einer „quarantine of consumption“ (Quarantäne des Konsums) spricht.

Mein Reden seit langem. Dass es dafür einer Pandemie braucht (seit heute von der WHO offiziell ausgesprochen) ist natürlich bedrückend. Wir müssen uns damit abfinden, weniger zu besitzen, weniger zu reisen, und im Gegenzug das, was wir brauchen, wünschen, wollen, mit mehr Qualität zu versehen. Schluss mit Quantität. Less is more! Das wäre eine Chance! Für vieles, wenn nicht gar für alles!

Befragen wir unseren Kleiderschrank. Was steckt dort drin, das wir schon seit langem nicht mehr angerührt haben? Was hängt schlaff und ein wenig eingestaubt in der hintersten Ecke? Besitzt es die Qualität zu einem Lieblingsteil, das nur auf seine Wiederentdeckung wartet? Wenn ja, dann schön, wenn nein, dann raus und weg in Richtung Secondhand-Kreisel. Vielleicht benötigt es einfach nur eines kleinen Fresh-ups, um wieder neu zu wirken. Eine Bluse dazu oder ein Tuch, oder ein paar farbenfrohe Schuhe, eine Kette … Und wir fühlen uns wieder „frisch verliebt“ in das Alte und das Neue zugleich? Weniger zu besitzen, heißt ja nicht, sich den grauen Sack über den Kopf zu stülpen, um freudlos durch den Alltag zu schleichen. Weniger bedeutet in diesem Fall: „intensiver“, „langlebiger“ und damit „nachhaltiger“.

Das die eine Seite der Reflexion, wir als Konsumenten von High-fashion. Wie geht es weiter mit der anderen Seite: die Produzenten und die Produktionsstätten. Wenn weniger gekauft wird und wir mit Respekt der Ware und ihrem gerechtfertigten Preis gegenüber treten, verändern wir damit nicht auch die Abläufe der Fertigung hin zu mehr Menschlichkeit? Mit Sicherheit! Und wer die nicht verkaufte Ware am Ende verbrennt, der gehört nicht in unser Markenportfolio. Basta! Nicht diskutable. Burberry kam damit in die Schlagzeilen, Louis Vuitton ebenso. Sie wollen es verändert haben, sollten wir überprüfen.

Roma e Toska produziert seit vielen Jahren im Erzgebirge, wir besitzen kein Lager, wir produzieren sparsam, verkaufen auf Null Überhang. Wir bestellen unsere Stoffe in Italien und in Frankreich. Es sind unsere Freunde, die gerade nicht wissen, wie es weitergehen wird, die die ausgefallensten Tülle besticken, die raffiniertesten Jacquards weben. Sie hat immer schon die Ethik angetrieben zu tun, was sie tun: Textile Schönheiten entwickeln und produzieren. Toska erhielt gestern eine e-mail von einem von ihnen, Federico:

„When everythings will turn back to normality?
How the business will be after that?
Shall our company be still alive and 100% operative after all that?
I can just aswer the last question: yes we shall; but at the moment
nobody knows how it will be …“
Unbeirrt arbeiten wir an den neuen Dessins, den duftigen Meereswesen, bestickt, gewebt, bedruckt. Federico, Antonio, Adele, Aldo, Stephanie, Nadeige … wir sitzen alle im selben Boot für ein Reset of Values, für eine Mode, die sich ihrer Tradition bewusst ist: die Welt ein wenig schöner machen.