Wir trauern, jeder auf seinen Weise. Roma auf der fernen Insel im Indischen Ozean ist tief betroffen und schreibt. Toska in Paris wiederholt ganz sanft: „Ach nein, ach nein!“. Krzysztof schweigt und antwortet dann: „Er wollte doch 88 werden“, diese unendliche Doppel-Acht, die für die Asiaten das Höchste bedeutet. Und ich habe während der Beerdingung am vergangenen Dienstag auf dem Ohlsdorfer Friedhof viele Tränen geweint. Peter Schaernack, der Mann von Lütti, Secondella, hat sich friedlich wie eine Wolke aus dem Leben aufgelöst.

Manche werden ihn kennen, groß und gutaussehend, immer mit diesem welcoming Lächeln in seinem Gesicht, wie er sich vertraut und zugleich diskret zu einem beugte und die Hand nahm. „Ich lese immer Deinen Blog“, sagte er zu mir, „in allem, was Du schreibst, steckt Liebe drin.“ Wie berührend und aufmunternd war es, dass jemand väterlich an einen glaubt und die zarten Zwischentöne hört.

Wir stehen auf dieser grünen Lichtung beisammen, auf der irgendwann die Urenkel spielen. Ein Zauber liegt über unserer kleinen Gemeinschaft aus Familie, Weggefährt*innen und Freund*innen. Einige versunken in Erinnerungen, manche weinen ein wenig, ganz leise. Ist das schön!

Wenig später, beim Essen, als alle munter über Peter sprechen, als wäre er unter uns, und er ist unter uns, erhebt sich Theo. Die beiden gingen in die selbe Schulklasse, nahmen am ersten Schüleraustausch 1955 zwischen Hamburg und Paris teil, wurden Weltbürger. Mit seiner tiefen warmen Sprecherstimme liest Theo vor:

„Gebt uns Toten Heimrecht // Wir möchten gern zu jeder Stunde // in Euren Kreis treten dürfen, // ohne Euer Lachen zu stören. // Macht uns nicht zu greisenhaften ernsten Schatten! // Lasst uns den feuchten Duft der Heiterkeit, // der als Glanz und Schimmer über unserer Jugend lag. // Gebt uns Toten Heimrecht, Ihr Lebendigen! // Dass wir unter Euch wohnen dürfen, // in dunklen und hellen Stunden. // Weint uns nicht nach, // dass jeder Freund sich scheuen muss // von uns zu reden. // Macht, dass Freunde ein Herz fassen, // von uns zu plaudern und zu lachen! // Gebt uns Heimrecht! Wie wir es im Leben genossen haben. (Walter Flex, 1887 – 1917)

Peter wird fehlen und nicht fehlen, er ist ja zwischen uns! Und für mich ein Ansporn, weiter zu schreiben mit diesem Gefühl von Nähe, das ich zwischen die Zeilen lege. Danke Theo und Gratulation nachträglich zu Deinem Geburtstag auf dem Weg zur 88. Und danke Lütti für das tröstende Streicheln über meine Wangen. Wir haben Peter alle doch so gern.