Warum ich „G.R.E.T.A.!“ so in der Überschrift geschrieben haben? Weil es für mich nur eine Greta gibt, die mir wie eine Tochter ist, und die nun in die Welt hinaus geht, um zu studieren. Das Foto schickte sie mir aus ihrer neuen Wohnung in Marburg, wo sie mit Chemie startet und vielleicht und hoffentlich doch noch mit dem 1,4 Abi in die Medizin rutscht, denn das ist ihr Wunsch, so lange sie zurückdenken kann. 

Greta

Abb: Carolin, Greta, Marie-Claire, Toska, Aufnahme ca. 2006

Ach Greta, wie das Leben doch läuft, und das Bild an der Wand in Marburg rührt mich sehr mit den paar Roma e Toska Teilen an der Leiter davor. Gretas Mutter starb 2015 an Krebs, nachdem sie lange, lange gekämpft hatte. Ihr und mein Leben war irgendwie miteinander verwoben und irgendwie tauchten wir immer wieder an ähnlichen Orten auf, mal schnappte sie mir die Liebhaber weg, mal ging ich als Siegerin hervor. Für sie sollte das Leben immer Champagner sein und Reisen, Autos und Hotels, während ich bis nachts am Schreibtisch saß und versuchte ein Unternehmen aufzubauen. Wir verloren uns aus den Augen und irgendwann Jahre später sahen wir uns wieder auf der Straße, sie mit der kleinen Greta an der Hand, getrennt, gezeichnet von Alkohol und Zigaretten, aber immer noch mit dieser unbändigen Lust auf das Leben. Greta muss fünf oder sechs Jahr alt gewesen sein und wurde mein Model und ein Teil der Familie. Wir waren so gut wie Nachbarn, sie wohnten auf der anderen Seite des Blogs, wir im schabby Loft mit Blick in den Schulgarten. Ende des Sommers 2013 rief mich Andrea an, es war kurz nach ihrem 50sten Geburtstag, und erzählte mir, sie hätte Krebs und es stünde ihre eine anstrengende Chemotherapie bevor. Von da ab an kamen die Beiden jeden Abend zum Essen rüber und Krzysztof kochte, wie immer, nur für zwei Teller mehr … Es war herrlich, eine große Familie und wir lachten und erzählten und vergaßen darüber die Sorgen. Greta im Konfirmationskleid von Roma e Toska. Und als wir dann alle zusammen in der Kirche saßen und Gretas Schulfreunde das Ave Maria sangen, mussten wir uns die Seele aus dem Leib heulen. Greta war so tapfer, so „unkaputtbar“, wie es über solche Ausnahme-Menschen heißt.

Greta

Cut! Jetzt sitzt sie da und lächelt und erzählt. 18 Jahre alt mit festem Blick auf die Zukunft, die sie selbst gestalten möchte: Medizin, Onkologie. „Es ist das Einzige, was mich wirklich interessiert. Es gab für mich nie eine Alternative.“ Sie schaut mich an mit ihrem langen Blick aus immer ein wenig zugekniffenen wissenden Augen. „Selbst in meiner Freizeit lese ich über Medizin. In dieser Hinsicht bin ich wirklich ein Medizin-Nerd.“ Ihre Kindheitsheldin war Cinderella. Sie liebt das Märchenhafte und vielleicht passt es gerade deswegen, dass sie in die Stadt der Gebrüder Grimm zieht, nahe an den Zauberwald von Hensel und Gretel. Wir sitzen ein wenig schweigend beisammen, draußen vor der MILCHSTRASSE 11. Dann frage ich sie noch: „Sag mal, was bedeutet Roma e Toska eigentlich für Dich?“ – „Ich denke nicht an die Marke, sondern an Roma und Toska, die wie meine Schwestern sind.“

Greta