Das Kapitänshaus dehnt sich aus. Die Wände ächzen, schieben und biegen sich nach außen, um Platz zu schaffen für Kunst und Mode und was es sonst noch Schönes gibt. Es wirkt wie ein Wunder, denn es bleiben faktische 75 Quadratmetern mitten in Kampen, ohne Stauraum und Keller, aber alles findet seinen Ort und arrangiert sich irgendwie mit seiner Nachbarschaft. Vielfalt ist die alte neue Inspiration.
Und dann gibt es noch die permanenten und temporären Bewohner*innen dieses Hauses: zwei Töchter, eine Freundin, ein Ehemann und zwei Hunde größeren Kalibers. Die beiden Katzen Diderot und Alembert, danke der Nachfrage, haben Unterschlupf in Berlin gefunden.
Beinahe könnte ich dem Bestsellerautor Eric Weißmann Konkurrenz machen, mit einem Buch über uns Frauen unterm Reetdach. Eine geballte Ladung von ausgeprägten Charakteren. Üppig ausgestattet mit Temperament und Durchsetzungwillen. Unplugged.
Die Atmosphäre schwankt zwischen Explosionsgelüsten und Friedensinitiativen, ständig sagt jemand etwas Kluges, etwas Blödes, etwas zum Kaputtlachen. Wie meinte letztens ein Freund: „… eine wunderbare Familie. Könnte man eine TV Serie draus machen.“
Toska werkelt an ihren Objekten, Preview, Talk, Vernissage. Sie ist die „Queen of the Week“. Roma verliert sich in der Neuorientierung, gerade zurückgekehrt von der Réunion mit einem Koffer in Berlin. (Wer Tipps für eine Wohnung hat, melde sich.)
Sie kocht, sie denkt nach über unsere nächste Tochter-Mutter-Talk-Reihe, muss eilige Fahrdienste und Essens-Einkäufe erledigen. Freundin Sibylla, eingetrudelt aus Brüssel, möchte unbedingt ausdiskutieren, ob die Erfindung der Waschmaschine die Emanzipation der Frauen befördert hat.
Mein Mann hält sich weise zurück, meist ruht er auf dem Bett und schaut Tennis. Die Hunde liegen tiefenentspannt quer im Weg, und ich versuche verzweifelt, dass es zumindest rudimentär nach Boutique aussieht.
Die Fotos für den Blog entstehen in wenigen Minuten, denn keine der jungen Frauen möchte „endlos“ warten, bis die richtige Einstellung und das perfekte Lächeln gefunden ist. Die Karavane zieht weiter. Meine Texte schreib ich noch etwas müde in den Morgenstunden, denn anschießend geht es rund.
Ach, und dann gibt es noch das bißchen Haushalt. Die Spühle in der Küche verstopft. Plötzlich blubbert aus dem Abfluss in der Dusche das grüne Basilikum-Kraut vom letzten Pasta-Abendessen. Wie kommt Spinat aufs Dach? Der Klempner Sofortdienst hat uns gerettet. Vielen Dank. Damit kann ich wieder vor dem Aufwachen den Abwasch tätigen. Die Waschmaschinenladung mit unser Unterwäsche häng ich heute früh an den Wäscheständer. – Atmen! – Ich schlucke runter, dass meine ehemals weißen Luxus-Teile nun ein Melange von rosa-grau aufweisen. Musste Roma als letztes noch ihre knallrote Unterhose reinwerfen und Toska zwei halbe Schwarz-Socken? Oder ist es der Hunde-Shit-Büddel, der es auch noch zwischen die Schmutzwäsche geschafft hat. „Rosa sieht sweet an Dir aus, Mami“, heißt es später. Ich lach mich schlapp.
Egal, alles wird gut. Ich freu mich auf das Frühstück, die Brötchen vom Grafen, die selbstgemachte Marmelade und die Gespräche über Hannah Arendt und den Ungehorsam: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen … bei Kant.“ Es wird das neue T-Shirt und mein erstes Event mit Roma.
Töchter erklären Müttern die Welt
Dienstag, den 29. Juli, 18:00 Uhr mit einem Zwei-Gänge-Büffet und Drinks (€ 35,00 Eintritt. Voranmeldung info@romaetoska.de). Natürlich sind auch die Väter, die Kein-Eltern und alle jene eingeladen, die Spaß am Denken haben.
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KINDERMOND MEN’S SHIRT, SEIDENGEORGETTE
€598,00 inkl. Mwst. -
T-SHIRT KEINE FEHLER, WEISS-GELB
€98,00€80,00 inkl. Mwst.