Es bringt Spaß, Euch auf dem Laufenden zu halten über den Fortgang der Encyclopedia. Dabei mache ich keinen Hehl, ich bin in meinem Element mit all den kleinen und großen Entscheidungen, die zu treffen sind. “Finetuning” nenne ich es, das betrifft die Auswahl der fertigen Stoffe, der Bouclés und Tülle, der Farben für den Wollcrêpe … Das war noch relativ einfach. Schwieriger wird es für die Prints, denn das sind komplette Neuschöpfungen. Wie geht es vom Bild zum endlos Rapport? Größen, Porportionen, Motiv-Übergänge. Ach, könnte ich mich dafür doch kurz zu Aldo und Erika an den Comer See beamen.

Die Bände “A” und “P” sind mittlerweile dort eingetroffen, wichtig für die Scans und die korrekte Farbabstimmung. Die weiteren Absprachen gehen im Ping-Pong zwischen Italien und Sylt hin-und-her. Es gibt zwei Gruppen: die Futterstoffe mit den Tafeln aus dem Lexikon sowie die Seidenstoffe mit den Vergrößerungen daraus. Welche Informationen sollen zu sehen sein, die Namen, die Quelle, die feinen Umrandungen? Achtung, die Zwischenräume sind nicht weiß, sondern Papier-beige. Wichtige Feinheiten.


Die “Apfelsorten” auf Seide brauchen in der Mitte noch eine bessere Anbindung, entweder die Lücke schließen oder ein paar Apfelblüten dazwischensetzen. Es wird letzteres.

So ist es richtig: Groß die Äpfel mit den Blüten für die Seidenstoffe, und klein die Tafeln als Reihung mit allen Bezeichnungen des Lexikons und dem dazugehörigen Rahmen.

Das Apfel-Modell muss nun auf die Pilze und die Arctic Fauna übertragen werden. Ähnlich habe ich es damals in der Architekturgeschichte gelernt: Alles folgt einem System, um eine Kathedrale zu bauen. Gleiches Prinzip für die Stoffe der Encyclopedia.

Bei den Tieren bedarf es ebenfall ein paar Korrekturen, damit sich die Elemente besser ineinander verschlingen. Gestein und Moose der Tundra dehnen sich nach links aus. Das braune Fellwesen schiebt sich ein weng nach rechts. Die Farben des Futterstoffes müssen angepasst werden, sie sind zu grau-braun, die Original-Vorlage ist leuchtender mit eisigem Türkis. Fertig! Futter links und Seide rechts. Am Computer stimmt schon mal alles.


Raffiniert wie sie in Italien mitgedacht haben, dass die guten und die bösen Pilzen gemeinsam auf einem Stoff Platz finden. Ich hatte es ursprünglich anders vorgesehen, aber so gefällt es mir besser. Das sind die Dynamiken, wenn man gemeinsam kreativ ist.

Nun fehlt nur noch die Entscheidung über die Größen, die sich schwer an den Fotos ausmachen. Für die Futterstoffe ist es relativ einfach, die Motive entsprechen in etwa den Vorgaben der Original-Tafeln. Aber die Seide mit einer Stoffbreite von 140cm besitzt andere Proportionen, damit sie an uns gut aussieht und erzählerisch zum Blazer oder Mantel passt.

Dafür muss ich den Andruck in der Hand halten, ihn auf dem Körper drapieren, muss mir jedes Modell mit seinen Nähten, Kragen, Foulards und Manschetten vorstellen.